14. Oktober 2020 – Nach der Rückkehr aus Italien.
Oktober ist für mich stets der Monat für Erkundungstouren. Der Zeitpunkt, an dem man über neue Programme für das kommende Jahr nachdenkt, tüftelt, vor Ort organisiert und bündelt. Die Zeit, in der ein Reiseveranstalter zum Floristen seiner Ideen wird, einen verkostbaren Strauß für seine Kunden kreiert.
Status quo & mehr
So auch in Zeiten der Pandemie, da wir an die Reisewilligkeit von Genussmenschen glauben, wie an die Forschungs- und Innovationskraft unserer Mediziner, die dieser Tage an Impfstoffen arbeiten. So starteten wir also prompt an jenem Tag nach Italien, an dem die Verschärfungen der „Maskenpflicht im Freien“ für ganz Italien in Kraft trat.
Das tat unserem Erkundungswillen keinen Abbruch. „Wir“ bedeutet übrigens, daß ich dieses Mal den Privatkoch Bruno Ciccaglione alias „Saporito“ an Bord meines italienlechzenden Expeditionsfahrzeuges begrüßen durfte. Am Plan standen Besuche bei Winzern und Genusshandwerkern, Auswahl von Räumlichkeiten für Kockurse, sowie zwei tägliche wie mehrgängige Trattorientests in Veneto und Friaul. Ziel der Aktion: Erstellung einer weiteren „Kochreise„, die ich auf italissimo.at als Kleingruppenreise (6 – 10 Personen) mit einem Koch definiere.
Keine Frage, so eine Erkundungstour ist eine wahre Genussreise, auch wenn wir ein wenig gestresst sind, Slow Food im relativen Schnelldurchlauf verkosten und Locations bewerten – uns dabei viel Zeit für die Genussmacher und deren Geschichte und Gschichterln nehmen. Zwischendurh bei einem kurzen Spazierer durch die wunderbaren Kleinstädte ein wenig Reflexion und der eine oder andere Caffè, Espresso oder Nero …
Und das alles mit Mundschutz! Aber: Ich hatte im Vorfeld dieser Reise niemals Bedenken oder gar Angst, dass man den Aufenthalt in Zeiten wie diesen nicht genießen könnte, was sich vor Ort vom ersten Termin an bestätigte. Die Selbstverständlichkeit des Mundschutz hat in Italien mittlerweile zwei Ausformungen.
Erstens wird die Regelung (nun auch im Freien) quasi lückenlos eingehalten, mit viel Respekt, Weitsicht und Rücksicht auf die Mitmenschen umgesetzt.
Zweitens führt diese Selbstverständlichkeit keinstenfalls zu einer verminderten Offenheit bzw. Gastfreundlichkeit. Er ist eben Teil des derzeitigen Lebens geworden, wird als Minimalanforderung eines möglichen Miteinanders akzeptiert.
Natürlich schade, daß Mann/Frau nun beim Spaziergang durch die Altstadt von Treviso oder Triest die Attraktivität der Mitflanierenden nicht mehr als weitere Zutat der Genussauszeit zur Verfügung hat. Wobei die Kunst der geschmackvollen Kleidung hochgehalten (nix mit Trainingsanzug in den Supermarkt!) und der Augenblick wieder als Blick in die Augen verstanden wird. So gesehen …
Fazit & Ausblick
Fragen mich Kunden, die für die kommenden Wochen bereits Sprach- oder Genussreisen nach Italien fixiert haben nach meiner Einschätzung, so halte ich mich bewußt mit Ratschlägen zurück. Was ich aufgrund meiner soeben absolvierten Reise verstanden habe, ist, daß Italien recht gelungen den Versuch unternimmt, den Lebensstil den Gegebenheiten anzupassen. Dabei gerät das freundliche Wesen unserer südlichen Nachbarn erfreulicherweise nicht unter die Räder von mahnenden und teils angstmachenden Regulierungen.
Achtsamkeit ist der Schlüssel, der uns jetzt wie im nächsten Jahr das Tor zu Reiseerfahrungen öffnen wird. Das Corona-Virus wird mit der Zulassung eines Impfstoffes nicht in der Sekunde vom Planeten verschwinden – uns noch länger begleiten, lediglich an Schrecken verlieren.
Mir ist es wichtig, dass meine Kunden nach wie vor die Reiselust in sich wahrnehmen, wenn sie den Koffer für die kleine Auszeit in Italien packen. Bei Reisewarnungen der Stufe 6 erübrigt sich jeder Gedanke und der Reiseveranstalter Martin Martschnig hat klare gesetzliche Regelungen zu befolgen. Darunter (wie jetzt bei Stufe 4) obliegt es jedem selbst, ob er eine Reise in Österreich oder wie in meinem Falle nach Italien unternehmen möchte. Eine Genussreise bleibt aufgrund meiner Erfahrungen selbst oder gerade in diesen Tagen eine willkommene Auszeit vor der schon ein wenig schwer im Bauch liegenden Krisenkost.
„Kurz-um“
Mundschutz im Freien statt permanent – von … – aufoktroiertem Maulkorb!
Ihr Martin Martschnig alias italissimo!
Copyright Fotos
Martin Martschnig – italissimo
Foto 1: Thekenbereich bei Nonno Andrea – Villorba (Veneto)/Header
Foto 2: Programmdiskussion und Verkostung bei Nonno Andrea
Foto 3: Am Vortag der Barcolana 52 (vor Eintreffen der Bora in Triest)
Foto 4: Zu Gast bei Malcanton (Triest)