Immer mal wieder lassen die Amerikaner sich in heiklen Fällen von Italienern helfen, sei es, dass der Präsident sich in Sachen Gschpusi rausreden muss und sich von einem Giuliani rausboxen lässt, aber auch wenn´s bei Chrysler nicht so läuft, fragt man gerne einen Marchionne. Der dann, ganz nebenbei, auch noch JEEP zu ganz neuem Glanz verhilft. Plötzlich verfügt die Marke über eine grandiose Produktpallette, die vom kleinen Renegade für das Abenteuer Vorstadt bis hinauf zum Grand Cherokee Trackhawk reicht, dem stärksten SUV überhaupt zwischen Ohio und Potenza. Und nein, weder Stuttgart noch Coventry spielen um diesen Titel mit!
Für die anstehende Aufgabe sind solche Daten allerdings wenig aussagekräftig, es gilt der „Inaugurazione Stagione Balneare“, der Eröffnung der Badesaison in Lignano beizuwohnen. Der Ort übt nicht nur auf die Bewohner Ostösterreichs seit über einem halben Jahrhundert geradezu magische Anziehungskraft aus, auch Salzburger Kennzeichen sieht man häufig hier am Lungomare, von den zahlreichen Kärntnern und Steirern gar nicht zu reden. Die haben´s sowieso leicht, Katzensprung quasi, aus Wien kommend gilt es aber erst mal fünf Stunden lang die Autobahn zu ertragen. Da trifft sich´s gut, dass Jeep soeben den neuen Jeep Compass in den Schauraum von MegaDenzel in Erdberg gestellt hat, der eignet sich ganz vorzüglich, um mal schnell und kommod an die Adria zu düsen.
Dass „Rocky“, wie wir den neuen Jeep Compass fortan nennen wollen, auf der Autobahn mit dem 2 Liter Turbodiesel fast 200 Sachen macht, wollen wir gerne glauben, ausprobieren hingegen sicher nicht. Wobei dank des vom großen Bruder geborgten 7-Loch-Kühlergrill (die Bezeichnung hat man sich -wenn auch auf Englisch- sogar patentieren lassen!) beinahe jeder, auf den man von hinten aufläuft, rasch Platz macht, Respekt vor Rocky eben. Ein Effekt, den man sonst eher nur von den edlen britischen Kutschen kennt, man könnte also, wenn man wollte. Bringt aber bekannter Maßen nicht viel, außer wahrscheinlich Post von der Behörde.
Andererseits hat der bullige Motor aber den Vorteil, dass man getrost die Cruise Control arbeiten lassen kann, gemütlich dahinrollen, entspannen. Und wenn dann doch mal ein vom Handyläuten abgelenkter Lenker unbedacht nach links zieht, tritt man halt kurz die Bremse, drückt anschließend ein Knopferl, weiter geht´s. Und aus den Boxen in allen Ecken beruhigt uns Ludovico Einaudis minimales Pianospiel, das der Compass dankenswerter Weise ohne großes Suchen aus dem iPhone in die Entertainmentanlage transferiert hat.
Das Kanaltal empfängt, wie so oft, mit Nieselregen, auch, dass es kurz vor Udine etwas heller wird, ist nicht ungewöhnlich. Nach der Zahlstelle an der Autostradaabfahrt schnell noch die Adresse des Hotel Europa eintippen, Lungomare Trieste 90, gleich vorne in erster Reihe am Strand, hätte man ohne Satellitenunterstützung wohl auch gefunden. Irrtum! Es ist Freitagmittag, Sonntag soll der Bürgermeister mit seiner schönen rot-weiß-grünen Schärpe den Sommer eröffnen und dann das?!
Überall Baustellen, Absperrungen, der Lungomare alle paar Blocks unterbrochen und zu allem Überfluss geht auch noch ein Wolkenbruch los, die Scheibenwischer winken hektisch um Hilfe, sogar die Hinterräder machen sich angesichts schlüpfrigen Lehmschlamms an die Arbeit. Nur die deutsche Stimme aus dem Armaturenbrett lässt sich nichts anmerken, nach jedem erzwungenen Abbiegemanöver kommt sie gleich wieder korrekt zur Sache, nur den Befehl “ bei nächster Gelegenheit umkehren“ ignoriere ich wie südeuropäische Regierungen die Sparbefehle des deutschen Finanzministers, zehn Meter gegen die Einbahn werden in Italien wohl noch drin sein.
Ist es natürlich, wie am nächsten Morgen auch Igenio, der Betreiber der Bar Smeraldo gegenüber des Hotels bestätigt. „Ma certo“, meint er, und „che bella machina“, hätte er auch gerne, lieber als den kleinen Range seines Freundes, mit dem er vergangenen Herbst auf Urlaub gefahren ist. „Tanto rumore“, zu viele Geräusche vom Hinterradantrieb, der schaltet sich, das weiß er schon, beim Compass nur dann zu, wenn es unbedingt sein muss, sonst ist er mucksmäuschenstill.
Auch würde man hinten problemlos sitzen können, selbst wenn man nicht so kurz gewachsen sei wie er, schiebt er schelmisch grinsend nach. Und sogar die Golfausrüstung hätten sie mitgehabt, sein Freund ist nämlich Trainer in der Golf Academy, „conosci, certo“, ja kenn ich, klar, schließlich wird sie vom Kitzbühler Golf Pro Thomas Feyrsinger geleitet. Den beeindruckt das Platzangebot des Jeeps allerdings weniger, womöglich passt der Compass sogar auf die Ladefläche seines Dodge Ram, „aber spätestens ab Juli komme ich mit dem gar nicht mehr ins Zentrum hinein, Parkplatz brauche ich bei über sechs Metern Länge sowieso erst gar keinen suchen!“
Abgesehen von Golfspiel, Wassersport und manueller Autowäsche ist es vor Allem eine Freizeitbeschäftigung, derentwegen die meisten anspruchsvollen Urlauber hier her kommen: Mangiare! Essen und Trinken kann man nämlich, das ist jetzt aber eine Binsenweisheit, in Italien wie Gott im Nachbarland – wobei sein irdischer Geschäftsführer lebt ja auch da und nicht dort, wird schon wissen warum. Neben dem Agosti und dem von Einheimischen favorisierten Sole Mio ist es vor Allem Donna Luciana Bortolusso in deren Hände man sich vertrauensvoll begibt, wenn der Appetit keine Ruhe gibt.
Ihr Ristorante al Faro ist ein de facto exterritoriales Meeresfrüchteparadies, die gesamte Lagune, inklusive des Porto Vecchio, an dessen Pier das Faro liegt, gehören nämlich seit jeher zum Gemeindegebiet von Marano Lagunare. Und besser kann die Adresse für ein Fischlokal auch kaum sein, die Fischer von Marano versorgen nicht nur die Küste im weiten Umkreis alltäglich mit fangfrischer Ware, die lange Schlange der morgens um fünf wartenden weißen Fiat Ducatos mit Kühlaggregaten bringen die schmackhaften Früchte der Lagune auch in die Städte nördlich der Alpen.
Wo sie allerdings sicher nicht so ästhetisch zubereitet werden wie bei Luciana. Geren präsentiert sie ihre Kochkünste, hat nichts gegen Kiebitze in der Küche, erklärt wie der Fisch zerteilt und angebraten wird, erklärt jedes Gewürz, das sie beifügt, löscht mit wenig Essig und mit etwas mehr Wein ab, und dann „un po di lambada“, schwenkt sie die Filets verführerisch mit den Hüften kreisend im eigenen Sud. Deckel drauf, „alla tavola“, der Antipasti di Mare Teller und ein paar Gläser vom Friulano lassen die Wartezeit aufs Primo im Handumdrehen vergehen.
Den Caffé nehme ich dann erstens mit einer Zigarette, deshalb zweitens draußen vor der Türe und drittens in Gesellschafft von Signore Mauro. Lucianos Ehemann ist sonst der ruhende Pol hinter der Bar, erledigt auch immer wieder dringende Wege mit seiner Vespa, „ein Auto braucht man in Lignano so dringend, wie ein Fisch ein Fahrrad! Aber das da gefällt mir“, deutet er auf den Jeep Compass, „außerdem kommt es, genau wie ich selbst auch, aus Melfi in der Basilikata!“ Tatsächlich, seitdem mit der Produktion des Fiat 500X das Werk unten im Süden stetig gewachsen und damit auch das nötige Knowhow, produziert man auch Jeeps in Italien. Genau wie in USA oder Brasilien, tutto il mondo hat schließlich Anspruch auf feine Fahrzeuge, und wenn die Kooperation einer Maranese mit einem Süditaliener schon ein derartig bestechendes Restaurant ergibt, kann man das Konzept ja getrost auch auf den Fahrzeugbau anwenden.
Bevor er mir, auf den fantastischen Friulano und den duftigen Malvasia angesprochen, den Winzer seiner Wahl nennt, möchte er schnell noch einen Blick in den Kofferraum werfen. „Okay, fahr nach Modeano zu Gabriele. Die verkaufen den Wein zu ausgesprochen fairen Preisen, da solltest du wirklich reichlich einpacken!“ Gesagt, getan, raus via Stradone, wie die Einheimischen die schnurgerade vierspurige Verbindungsstraße ans Festland nennen, immer Richtung A4, Uscita Latisana, zwei, drei Kreisverkehre richtig verlassen, schon stehe ich vor einem ansehnlichen Gutshof.
„Scusi, die Baustelle, wir richten gerade ein Bed & Breakfast ein, nächstes Jahr kannst du schon hier übernachten, wenn du zu viel gekostet hast!“ Hervorragende Idee übrigens, werde ich sicher machen, aber jetzt ist´s höchste Zeit in die Terrazza al Mare zu zischen, dem Pier vor der Spiaggia Grande von Lignano, das ein wenig wie die Kulisse eines James Bond Films aussieht, macht sich gerade der Sindaco bereit für seine große Eröffnungsrede. Und siehe da, die Absperrgitter am Lungomare sind verschwunden, die Straße asphaltiert, der Sand fein gepflügt, die Liegestühle warten in Rieh und Glied. Sogar die Sonne strahlt vom stahlblauen Himmel, so, als wäre das die selbstverständlichste Sache der Welt. Ist es wohl auch, wenn die Italiener den Sommer eröffnen!
Veranstaltungshinweis:
Nächstes Mal nach Lignano wird es uns übrigens von 15. bis 17. Juni ziehen, da lockt das „Easyfish“ für Genießer, während die Lagunenbewohner unter der Wasseroberfläche den Termin zu Recht fürchten!
Danke für die Kooperation mit MegaDenzel Erdberg!