L´ultimo carro dell´uva, die letzte Fuhre Trauben, welche die Weinberge in Südtirol hergeben, sind den Einheimischen Grund genug, die Großzügigkeit ihres privilegierten, vulgo heiligen Landes gebührend zu feiern. Bis auf ein paar Hagelschäden war die Ernte ganz hervorragend, die Keller sind jetzt schon so gut wie voll. Wir haben beschlossen zu helfen, Platz für den neuen Wein zu schaffen und ihnen ein paar Flaschen abzunehmen. Damit wir nicht unnötig Zeit mit der Anreise vergeuden fahren wir im Maserati, auf dass wir auch ordentlich laden können den Levante. Der bietet reichlich Laderaum ohne zu langweilen, „der Maserati unter den SUVs“, wie ihn die Firma selbstbewusst bezeichnet, hat schließlich einen Ruf zu wahren. So wie die Familie Pappas, die sich vornehmlich dem Vertrieb gehobener Kraftfahrzeuge widmet, dementsprechend nobel logiert unser Maserati Levante in der Mommsengasse im Botschafterviertel beim Belvedere.
Italienische Kraftfahrzeuge fährt man allerdings nicht aus Vernunftgründen, la macchina muss Freude bereiten, nichts kann das so, wie ein kraftvoller Benziner. Bescheidenheit ist eine Zier, bedeutet für uns, dass wir den „schwachen“ nehmen, „nur“ 350 PS, wird wohl reichen, der Sound leidet nicht unter unserer Kasteiung, das merkt man gleich nach dem Starten. Dafür kommt man auch ein Stückerl weiter mit dem Tank, nicht unwichtig, wenn das Ziel in Italien liegt, die ENI Tankstelle in Lienz geht sich leicht aus. Autobahn ist in einem Maserati Levante zweite Wahl, die Semmeringschnellstraße geht grad noch, der kleinen und dann der echten Mur folgend, schlängelt sie sich zügig bis zum Knittel- und Spielfeld, bevor sie als Friesacher- und Murtalstraße sportlicher und enger wird.
Spätestens jetzt schärfen wir die Sinne und mittels Knopfdruck die Parameter des Maserati Levante, der Motor dreht höher, das Fahrwerk liegt fester, Kurvengeschwindigkeiten steigen. Am Katschberg ist man im Nu, trifft bald die Drau, wieder so ein feiner Fluss, der den Straßenbauern mit natürlichem Schwung die Hand geführt hat, kein Vergleich mit den brutalen Einschnitten der modernen Autobahnplaner. Erstaunlich leichtfüßig folgt der Maserati Levante den wechselnden Radien, wäre da nicht der Tank- und Caféstop, man würde liebend gerne weiterwedeln.
„Wann eh über Lienz foarscht, muasst den Koarl b´suachn“ lautete der Tipp, was sag ich, Auftrag, den mir die Sommelière meines Vertrauens gesteckt hatte. Der kocht in seinem Ristorante Schöneck über dem Issinger Weiher auf höchstem Niveau, Gattin Mary Baumgartner zieht im Garten aromatische Gewächse, Bruder Siegi weiß garantiert, welcher Tropfen die köstlichen Kreationen aus der Küche kongenial begleitet. Zum über aromatischen Hölzern geräucherten Saiblingsfilet auf erfrischendem Wasabiyoghurt etwa empfiehlt er einen Sauvignon, der das ohnehin schon himmlische Gericht gleich noch einmal köstlicher schmecken lässt.
„Wenn du wirklich guten Wein suchst, kann dir die Doris weiterhelfen“ bestärken mich die Baumgartners. Als ich in ihrem charmanten kleinen Maratscher Hotel einchecke, haben diese sie schon über meine Vorlieben gebrieft. „Ich hab da ein paar Winzer für dich notiert, aber erst geh´ma was Essen!“ Gute Idee, gleich oberhalb ihre Hauses wacht das Gasthaus Leiter am Waal über die Rieden, mitten drin in Lana liegt die Miil, im Herd der alten Mühle werkt Othmar Raich, seine Kreativität reicht auch noch für die architektonische Gestaltung des modernen Zubaus sowie des Lustgartens hinter dem Haus mit seinem Labyrinth und überraschenden Kunstwerken.
Beim Frühstück auf der sonnendurchfluteten Veranda des Maratscher Hotels weiß man gar nicht, wohin man zuerst schauen soll. Vom über Meran thronenden Schloss Tirol, zu den zahllosen weiteren Burgen und Ansitzen schweift der Blick über schier endlose Apfel- und Weinplantagen, umrahmt von zackigen Gipfeln, auf die sich da und dort eine Seilbahn schwingt, an den Berghängen klettern die Rieden beinahe bis an die Baumgrenze. Und gegenüber grüßt ein Kircherl von einem Sattel, ein paar Häuser scheinen sich dort auch noch festgeklammert zu haben. Hafling, eindeutig, da muss ich hin, mein Patenkind ist schließlich Spross eines Züchters dieser ausdauernden Pferde. Auf dem Weg dorthin liegt praktischer Weise auch der Monocle Shop, der einzige seiner Art im deutschen Sprachraum, erste Adresse für jeden modernen, reisenden Gentleman. Erstens gibt es dort die neuen Südtirol Reiseführer mit dem lustigen Titel „Josef“, Monocle Herausgeber Tyler Brulé hat eindeutig einen Narren an seiner neuen Zweitheimat gefressen. Und an edlem Handwerk aus heimischer Produktion eindeutig auch, in Meran findet man beispielsweise schon die ersten Vorboten der Kooperation mit Horn´s feinen Lederwaren aus Wien, auch Schuhe von Reiter oder Glas von Lobmayer passen zum altösterreichischen Sommerfrische Flair von Meran, an der – wieder einmal falsch geschriebenen – Sissi Promenade entlang der reißenden Passer kann man dazu die passende Kulisse genießen, ohne sich allzu sehr zu echauffieren.
Das mussten hingegen früher die braven Haflinger Pferdchen, nicht nur herunten in der Ebene, aux contraire, gerade im steilen Gelände konnten sie Punkten, alleine wenn sie heim in ihr Dorf wollten, mussten sie sich ordentlich ins Zeug legen. Steil und kurvig ist die Strasse hinauf nach Hafling, perfektes Terrain für den Maserati Levante, wir stellen alle Parameter auf „dynamisch“ und schießen uns auf den Berg. Als besondere Belohnung wartet die kurze Strecke mit engen Tunnels auf, da kommen auch die akustischen Qualitäten des Sportlers nicht zu kurz, besonders, wenn der Levante Gaswechsel mit Crescendos unterstreicht, erfreuen sich auch zufällige Zeugen der belcanto-Qualitäten des stimmstarken Italieners. Wie etwa jene Gäste des Hotel Miramonti , die gerade auf der Terrasse die atemberaubende Aussicht genießen. Auch Klaus Albler ist die Ankunft des neuen Gastes nicht entgangen, kein Wunder, zeigt der Chef und Eigentümer des von ihm und seiner Gattin phantastisch adaptierten und geführten Hauses doch schon, mit der vor dem Eingang strategisch platzierten alten Alfa Giulia, sein Herz für italienische Kraftfahrzeugkultur.
Mindestens genauso gut verstehen sich die Alblers auf´s Gastgeben, gemeinsam mit ihren zuvorkommenden Mitarbeitern und einer brillanten Küchenbrigade, verstehen sie es ganz hervorragend, ihren Gästen zu unvergesslichen Urlaubstagen in den Bergen zu verhelfen. Sie haben das Hotel vor ein paar Jahren erst übernommen, mit einheimischen Architekten und lokalen Baustoffen auf den letzten Stand gebracht, nicht nur die „007“ nummerierte Suite im Dach erfüllt auch die höchsten Ansprüche. Und dann gibt es da noch den Pool, dessen Lage so einzigartig ist, dass mir ein Amerikaner gesteht, er habe einen Business Trip nach Neuseeland nur seinetwegen hier für ein paar Tage unterbrochen. „Seit zwei Jahren verfolge ich ihn schon auf Instagram, jetzt habe ich einen Flug via Mailand genommen und mir dort einen Alfa gemietet, um ihn endlich auch persönlich genießen zu können!“ Kann´s ihm nicht übel nehmen, hoffe nur, er ist schwindelfrei, der Blick über den Beckenrand geht geradewegs in den Abgrund.
Das Tal liegt am nächsten Morgen noch im Schatten, nur die Ötztaler Alpen leuchten goldrot im Sonnenaufgang, als wir uns auf den Weg machen, der Graf erwartet uns, unten auf seinem Gut Manincor bei Kaltern. „Bis zehn könnt´ ich´s noch einrichten, danach hab ich zu tun, wir stecken mitten in der Ernte!“ Die wollen wir keinesfalls stören, das haben ohnehin schon ein paar Hagelschauer im Sommer erledigt. Doch mit der Qualität ist Michael Goëss-Enzenberg, der das 1978 zurückgekaufte Familiengut leitet, durchaus zufrieden, die weit verbreiteten Lagen haben den Schaden zudem auch mengenmäßig gemildert. Von denen sieht man vom Kostraum aus allerdings nur einen Bruchteil, wie der Ausguck einer Festung ragt er aus dem Weinberg direkt hinter dem Herrenhaus, richtet die Sicht genau auf den Kalterer See, die Ruine darüber und die Reben dazwischen.
Durchaus sehenswert, viel beeindruckender ist allerdings das, was im Verborgenen liegt: der riesige Weinkeller samt Produktion auf drei Etagen, der sich, auch aus Rücksicht auf das denkmalgeschützte Schloss und die einzigartige Landschaft, praktisch zur Gänze unter der Erdoberfläche verbirgt. Was dem Wein natürlich auch klimatisch gut tut, nur eine unterirdische Verbindung zum Haupthaus, ein paar Einschnitte für Tageslicht und die breite Zufahrtsrampe führen nach draußen. Auf letzterer parken auch die Fahrzeuge der Familie, elektrisch betrieben allesamt, den Strom gewinnt man aus den Resten jener Eichen, aus denen auch die Fässer gefertigt wurden, in denen der Wein schon zur Gärung lagert. Durch und durch vernünftig also, dieser Betrieb, auch wenn er auf den ersten Blick eher an den Garten Eden erinnert. Und, nota bene, auch der Qualität tut´s gut, ein paar Kisterln von der Reserve del Conte wandern in den Laderaum des Maserati Levante, grade was den Roten anlangt, werden wir wohl kaum so bald einen besseren hier finden.
Aber eigentlich geht es ja bei unserer Mission um Weiße, wir wissen auch schon welche, deshalb schnell weiter nach Nals, ist nicht weit, selbst mit einem kurzen Recherche-Stop in Tramin sind wir mit dem Maserati Levante in einer dreiviertel Stunde in der Genossenschaftszentrale angekommen. Die wird gerade erweitert, immerhin seit 1932 bemühen sich die 138 beteiligten Winzer um Qualität, das hat sich bezahlt gemacht. Und zwar übrigens auch beim Rotwein, soeben hat man den sogenannten italienischen Weinoscar gewonnen, das ist schon was, wenn man sich die Konkurrenz in bella Italia vor Augen hält. Aber wir bleiben jetzt ganz diszipliniert, wählen aus den sieben Sorten und 15 Etiketten unsere drei Favoriten aus, der Kofferraum wird langsam voll. Und das ist gut so, jetzt kann wenigstens nichts mehr verrutschen auf dem Heimweg. Ins Gewicht fällt die Ladung nicht weiter, Leistung haben wir ja genug, dank Integrated Vehicle Control und adaptivem LED Licht ist die Reise durch die Alpen auch Nachts auf der Landstraße das reinste Vergnügen. Nur die letzten Kilometer zurück in die Mommsengasse lassen keine rechte Stimmung aufkommen, den Maserati Levante wieder bei Pappas in der Garage zu wissen, beruhigt zwar, mehr Vergnügen bereitet er aber eindeutig wenn, man mit ihm unterwegs ist!
Danke für die freundliche Kooperation mit Pappas Maserati.