Für einen Menschen, der mit seinen Brüdern in einem Puch 700 aufgewachsen ist, von Omi zu Oma transportiert wurde, wäre ein 500er quasi ein Rückschritt. Der Puch war die Kombivariante des Cinquecento, zudem in Graz mit einem immerhin 25 PS starken Motor versehen, unglaublich kraftvoll verglichen mit den siebzehneinhalb Pferdestärken der italienischen Originalversion.
Andererseits gab es im Autoquartett aber auch Fahrzeuge mit der Typenbezeichnung 500, die weit jenseits des kindlichen Vorstellungsvermögens lagen, etwa einen Mercedes, den nicht einmal der reichste Nachbar fuhr. Schwierig also, den Cinquecento X einzuordnen, die Geschichte hilft da wenig, eher schon ein Blick in die Zulassungsstatistiken. Dort finden sich die kleinen SUVs ganz an der Spitze. Und genau so ein Erfolgsmodell haben eben nun auch die Ingenieure in Turin kreiert, mit allem, was der Markt begehrt, ohne den liebenswerten Charakter des Cinquecento zu opfern.
Weil: praktisch und vernünftig mögen die allradgetriebenen Alleskönner ja sein, geliebt werden hingegen die wenigsten, außer vielleicht britische Luxusgeräte, doch die muss man sich erst mal leisten können. So einen Range muss man sich erst mal leisten wollen, belohnt wird man mit Luxus, Leder und Lebensstil, den man, wenn überhaupt, bei deutschen Geräten auf der Zubehörliste ankreuzen und extra bezahlen muss.
Nicht so bei Fiat, im 500X sitzt man auch auf feinem Leder, adjustiert die Position elektrisch, genießt all jene Annehmlichkeiten, von denen man gar nicht wusste, dass man sie benötigt, bevor man sie hatte, und kann sich doch noch den Urlaub leisten, in den man mit genau diesem Auto besonders gerne fährt!
Apropos: wir haben den Wagen gleich mal nach Italien entführt, Bibione um genau zu sein, sind auf ein Wohlfühl-Wochenende ins Savoy Beach Hotel gedüst. Meine Liebste hab ich vom Büro abgeholt, „kannst du?“, „aber gerne“, das Gepäck findet locker Platz im Heck, „und deines?“
Tja, ist schon verstaut, unsichtbar im Untergeschoss, auf der Heimreise werden dort ein paar Kisten Friulano und Cabernet Franc, lichtgeschützt und ohne den Schwerpunkt allzu sehr nach oben zu verschieben, mitreisen. Doch erst einmal heißt´s raus aus der Stadt, meinen, zugegeben etwas forschen, Fahrstil nimmt der Fiat 500X gelassen, das Automatikgetriebe hat stets den passenden Gang für meine Fahrspurwechsel parat, ohne jedoch unbotmäßig über die einzelnen Schaltvorgänge zu informieren, die, wenn ich nicht irre, neun Gänge werden unauffällig sortiert.
Auch auf der Autobahn fällt der Antrieb nicht weiter auf, außer man möchte, nachdem man minutenlang hintereinander überholenden Sattelschleppern im Dieselqualm die, im Cinquecento kaum merkliche, Steigung auf den Wechsel hochgekrochen ist, den Reiseschnitt wieder an die Wunschgeschwindigkeit annähern.
Dann sprintet der 500X vehement voran, schaltet ein paar Gänge zurück, im Nu cruist man wieder entspannt dahin. Und lässt sich auch gerne dabei helfen, Tempomat und Spurhalteassistent erweisen sich als willkommene Unterstützung, während das Mediasystem die Lieblingsgrooves aus dem iPhone kristallklar durch die Boxen jagt.
Die Reaktion des Tankwarts an der ENI Tankstelle Dreiländereck – wir füllen den Tank lieber zu günstigen österreichischen Kraftstoffpreisen, als in Italien deutlich mehr abzulegen – bestätigt eine Erfahrung, die wir schon zuvor gemacht haben: „a super Wagerl! Guate Autos baun, des kennan´s hoit, die Italiener!“ Der Fiat 500X wird, im Gegensatz zu den meisten anderen SUVs, durchgehend freundlich kommentiert.
In Italien gönnen wir uns schnell noch einen Abstecher nach Triest, retour geht es durch entlang der Grenze über eine perfekt asphaltierte kurvige Piste, hier wählen wir über den Drehknopf der Drive Mode Einstellung in der Mittelkonsole die Sporteinstellung.
Die Programmierung des Allradantriebs konzentriert sich dann völlig auf perfekten Kurvengrip, das Ergebnis erfreut das sprichwörtliche Cuore Sportivo, der Cinquecento wird zum Sportwagen. Noch eindrücklicher spielt er dieses Talent später auf nassem Kopfsteinpflaster aus, er krallt sich merklich fest, klammert sich in den Radius, kontrollierter Schlupf sorgt für sündig schöne Fahrerlebnisse.
Doch eigentlich haben wir den Allradantrieb, vernünftig wie wir sind, ja an Bord, um gegebenenfalls auch über losem Untergrund ans Ziel zu gelangen, hinauf auf die Alm zum Beispiel. Die Probe aufs Exempel machen wir geschichtsträchtig im Wald auf dem Plabutsch, ja genau, dort, wo es unten durch ein Tunnel ginge, man kennt ihn von der Phyrnautobahn.
Den zeigt auch das Navi an, tatsächlich kraxeln wir aber gerade auf Waldwegen den Bergzug hinauf, so wie das vor langer Zeit schon Haflinger und Steyr-Puch Panda hier taten. Mit beiden gemein hat der Fiat 500X die relative Kürze, vor allem aber knappe Überhänge, so dass nichts kratzt wenn man sich mal vertan hat und im Hohlweg wenden will. Denn, was wir nicht haben, sind grobstollige Geländereifen.
Wer weiss, wie weit wir mit denen noch gekommen wären, sicher weit jenseits legaler Möglichkeiten. Ohnehin besser so, dank hochgeschwindigkeitstauglicher Bereifung sind wir gleich wieder rasch und komfortabel auf der Semmeringschnellstraße heimwärts unterwegs.
Und freuen uns auf die nächste Reise, hoffentlich wieder nach Italien, aber ganz sicher wieder im Cinquecento mit dem X!
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