Moto Guzzi V9 Roamer – Little Miss Sunshine

Homolka Mipiace.at Moto Guzzi V9 Roamer

Der Winter weicht, und die Sonne hat uns wieder. Und zwar in Form der brandneuen Moto Guzzi V9 Roamer. Nicht nur, weil das satte Gelb jeden Nebel auflöst, vielmehr, weil die Roamer mein Herz wärmt.

Sie trägt alles in sich , was ich mir von einem Motorrad wünsche, als ob die Ragazzi in Mandello del Lario an meinen eisernen Träumen teilhaben.

Die Tradition

Ein Motorrad kauft man sich nicht nach Zahlen, das wahre Eisen muss dem Charakter des Reiters entsprechen und selbst Charakter besitzen. Charakter bildet sich aber erst mit der Zeit, er muss reifen, durch Höhen und Tiefen gegangen sein und wahrscheinlich keine Motorradmarke beweist das mehr als Moto Guzzi mit seiner 95 Jahre langen Tradition (Die Bayern folgten erst 2 Jahre später nach..).

Moto Guzzi V9 Roamer by eaglepowder.com mipiace.at

Der Motor

Nicht nur der Charakter unterliegt der Reifung, sondern auch die Motorenkonstruktion und so basiert der neue 853ccm V2 Motor im Prinzip auf der Konstruktion des V7 Motors aus den 60er Jahren mit längs liegender Kurbelwelle und (nahezu wartungsfreiem) Kardanantrieb. But don`t judge the engine by its look. Der Charakter bleibt zwar erhalten, aber sonst ist alles neu!

Der 90° V-Twin leistet überschaubare 55PS bei 6.250 U/min, bietet aber satten Punch mit 62Nm, die bereits bei 3.000 U/min anliegen. Das Triebwerk dreht sanft und seidig über des Drehzahlband, vielleicht sogar homogener als das der V7, verheimlicht aber nie seine Bauweise. Es bleibt immer dieses unvergleichliche Guzzi Gefühl erhalten, nie aufdringlich, aber immer eine Erinnerung an die Einzigartigkeit der Konstruktion. Ich weiß nicht, wie lange die Ragazzi an dieser Symbiose gefeilt haben, aber Burschen: Chapeau!

Das Getriebe

Unterstützt wird der saftige Treibsatz von einem formidablen 6-Gang Getriebe, das sich weich und sauber schalten lässt. Und den Leerlauf habe ich auch mit einem Klick gefunden. Eine wunderbare Motor-Getriebe Kombination, die nicht drängt oder fordert, doch der Fuhre mächtig die Sporen gibt, sollte es einmal pressieren. Sehr schön gelungen, sehr harmonisch, das.

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Der Rahmen

Die Moto Guzzi V9 Roamer ist ein handliches Motorrad geworden. Satt und handlich. Man sitzt im weichen Sattel bequem und tief genug, so dass auch Italiener, Wiedereinsteiger oder Damen (für die die Roamer sich auch ein heißer Tipp ist) immer festen Boden unter den Füßen haben. Der relativ hohe Lenker ermöglicht eine aufrechte und entspannte Sitzposition, unterstützt von der relativ weit vorne montierte Pedalerie. Valentino Rossi gewinnt so vielleicht keinen Grand Prix, genießt aber wahrscheinlich genau so seine Wochenendausfahrt im Chianti!

Roamer Gianni-001

Das angenehm satte Fahrgefühl wird auch von Fahrwerk selbst gefördert. Sauber abgestimmt, nicht zu weich und doch Meilen von hart entfernt, ermöglicht die Moto Guzzi v9 Roamer sowohl relaxtes Cruisen, als auch eine etwas forciertere Gangart, ohne dass dem Fahrer der Schweiß auf die Stirn tritt. Wohl auch eine Konsequenz der Bereifung mit 18″ am Vorderrad und 16″ am Hinterhuf, die die Guzzi sauber und stabil durch alle Radien zirkelt.

Zum Stehen gebracht wird unser Sonneschein von sauber dosierbaren Bremsen, eine Scheibe vorne, eine Scheibe hinten. Und wenn die Panik einmal einschießt, ist sicherheitshalber ABS an Board, genau so wie eine Traktionskontrolle, die den Hinterreifen auf schlüpfrigem Revier im Zaum hält.

Der Look

Moto Guzzi ist ein Unternehmen der eisenverarbeitenden Industrie und nicht Plastikhersteller. Und das sieht man dann auch an der V9 Roamer. Solide aus dem Erz geschmiedet, ein traumhaft gedengelter Tank, den ich mir auch als Accessoire im Interior Design vorstellen kann. Die Sitzbank gesteppt, der Moto Guzzi Schriftzug eingewoben. Solide die Motor-Getriebe Einheit, massiv. Und trotzdem wiegt die Roamer trocken nur 200kg, gefühlt übrigens um einiges weniger!

DSCF1227 Moto Guzzi Roamer (c) vagabondo

Hier wird noch klassicher Maschinenbau betrieben, erdig und ehrlich, kein Chi-Chi, kein Firlefanz, kein schnöder Tand. Eben Moto Guzzi at its best!

Das Fazit

Mögen die Rennfahrer unter euch die Nase rümpfen. So und nicht anders stelle ich mir ein klassisches Motorrad aus dem Jahr 2016 vor. Ein ehrlich Stück Eisen, produziert und gefertigt mit dem Wissen aus 95 Jahren Motorradmanufaktur, verfeinert mit dem Know-How des 21 Jahrhunderts.

Stimmig entwickelt und gebaut, ist die Moto Guzzi V9 Roamer ein Highlight der Modelpalette und findet im Angebot des Marktes wohl kaum ein Gegenstück. Tradition und moderne Technik gepaart mit Charakter und stimmigem Fahrgefühl überzeugen.

Ein Motorrad, das wohl vielen passen wird. Unsere Little Miss Sunshine.

Fotocredits @Homolka und @Vagabondo.

P.S.: Wer sich die Moto Guzzi V9 Roamer und Bobber ansehen und auch fahren will, dem empfehle ich die Moto Guzzi Eagle Days!

TECHNISCHES DATENBLATT

Modellbezeichnung: V9 Roamer
 Motor: 90° V-Twin, 4-Takt
 Hubraum: 853 ccm
 Kühlung: Luft & Öl
 Leistung: 55 PS (40,44 kW) bei 6.250 U/min
 Drehmoment: 62 Nm bei 3.000 U/min
 Abgas-System: 2 in 2 Anlage mit 3-Weg-Katalysator mit Lambda-Sonde
 Starter: Elektrisch
 Antrieb 6 Gang Kardanantrieb
 Federung vorne: Hydraulische Teleskopgabel, Ø 40 mm
 Federung hinten: Schwingarm aus Leichtmetall mit 2 Federbeinen, einstellbare Federvorspannung
 Bremse vorne: Schwimmend gelagerte Bremsscheibe aus Edelstahl, Ø 320 mm,
4 Kolben Brembo Bremssattel, ABS
 Bremse hinten: Bremsscheibe aus Edelstahl, Ø 260 mm, schwimmend gelagerter
2 Kolben Bremssattel, ABS
 Bereifung vorne: 100/90 18″
 Bereifung hinten: 150/80 16″
 Maße (L/B/H): 2.134 / 722 / 1.110 mm
 Radstand: 1.480 mm
 Sitzhöhe: 775 m
 Eigengewicht fahrfertig: 200 kg
 Max. zulässiges      Gesamtgewicht: 401 kg
 Höchstgeschwindigkeit: k.A.
 Tankvolumen: 15 liter (davon 4 liter Reserve)
 Kraftstoffart: Benzin Super bleifrei
Abgasnorm: Euro 4
Farben:  Gelb, Rot, Weiß

2 Kommentare

  • Werner Robin, Seeboden am Millstättersee, Kärnten, Österreich sagt:

    An und für sich sieht die neue V9-Roamer schon sehr gut aus. Was mir optisch nicht passt sind die schwarzen irgendwie plump wirkende schwarze Speichen (Material?) und die für einen 900 ccm Motor doch matte Leistung von 55 PS. Hätte man der V7 70 PS und der V9 90 PS eingehaucht würde es passen. Aber vielleicht kommt da noch etwas!

    • Hallo Robin,
      schön, dass du uns gefunden hast.
      Die Felgen sind keine Speichenräder, sondern LM-Felgen, in der Optik quasi an Speichenräder angelehnt.
      Die 55PS lesen sich zwar „matt“, wie du schreibst, aber die Roamer hat wirklich ordentlich Dampf und distanziert die V7, vorallem im Durchzug. Die V7 hat ja 2 Gesichter: Zuerst dampfen, dann drehen. Die Charakteristik der V9 ist sanfter und homogener. Man spürt zwar den herrlichen V2, sie dreht aber über das Band sanft und saftig.
      Vom 16.-23.April sind übrigens Eagle Days bei den Moto Guzzi Händlern. Schau vorbei und mach dir selbst ein Bild. Über eine Rückmeldung deinerseits würde ich mich freuen.

      Liebe Grüße
      Christoph

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