Buchvorstellung: Elisabeth Tschernitz-Berger „Genießen im Karst“

Genießen im Karst

Die Nachricht über diese Buch-Neuerscheinung „traf“ mich gleich doppelt im besten Sinne. Als großer Friaul-Fan freut mich die ins Zentrum des Interesses geholte, ansonsten eher als Randerscheinung betrachtete Karstregion. Zudem trug die Autorin in ihrer Tätigkeit als Wirtschaftsredakteurin für die Kleine Zeitung zur zeitungshaften Sozialisierung meiner späten Jugend in Kärnten bei, mir das tägliche Zeitungsstudium schmackhaft machte. Doch zurück zum Buch.

Genießen im Karst

Elisabeth Tschernitz-Berger, die seit ein paar Jahren ein kleines Domizil vor Ort „belebt“, begibt sich auf eine genüssliche, zuweilen geschichtlich unterlegte, Reise vom Isonzo bei Gradisca bis nach Muggia. Dabei verlässt sie sich layoutmäßig auf eine Seitenrezeptur, die schon bei den Büchern von Silvia Trippolt-Maderbacher bestsellerhaft funktionierte, man erinnere sich an „Genießen in Friaul“ (2013) – eine Vorlage und doch auch Verpflichtung einem Format gegenüber.

Genießen im Karst

Wie es sich für eine Journalistin gehört (eine Profession, die keinen Ruhestand kennt), ergänzt Sie diese Grundidee mit neu gedachten Informationsrubriken und quer gedachten Einschüben. So gibt es noch vor der Präsentation der ersten Genussadresse ein Glossar mit den wichtigsten Speisen in Sachen Fisch, Fleisch und Kochtradition der Gegend.

Ein kleines, wörterbüchlichliches Helferlein, das vor Ort von großem Nutzen sein kann – bin ich mir doch sicher, dass dieses Buch schon bald in so mancher Mittelkonsole österreichischer, gen Süden reisender Personenkraftwagen zu finden sein wird.

Derart ausgerüstet kann es mit ersten Genussstätten in Gradisca d`Isonzo losgehen. Da ich in der zweiten Märzhälfte bei Partnern für meine Genussreisen vor Ort war, unterzog ich das Werk gleich einem „Härtetest“ und besuchte ein paar mir bei der ersten Lektüre ins Interesse gerufene Adressen. So z.B. das Hotel Pahor, das auf Seite 29 in einem zweiseitigen Portrait vorgestellt wird.

Womit wir bei den oben erwähnten Einschüben wären. Die Autorin unterbricht mit Portraits und Geschichten aus dem Karst gekonnt die Präsentation von Osterie, Trattorie und Ristoranti. Das Hotel Pahor ist ja nicht nur ein Hotel (ein sehr schönes, sei hier kurz erwähnt), sondern auch ein familiengeführtes Restaurant mit hohen Qualitäten im Fisch- und Fleischbereich und zudem Kleinstproduzent des Karstschinkens, der in der ehemaligen Osmiza der Familie seinen Reiferaum bezogen hat.

Genießen im Karst

Ivan und Mario Pahor produzieren herrlichsten Karst-Schinken

Es sind diese Portraits, die dieses Buch für mich zu einem besonderen Vergnügen machen. Sie zeigen die Vielseitigkeit der Karstbewohner auf, die aus dem kargen Boden, der winterlichen Bora und den unglaublichen Sonnenuntergängen im Golf von Triest eine ganz eigene Welt erschaffen. Sei es der Olivenbauer Nevo Radovic, der Muschelfischer Fabrizio, die Padrona der Fischer Eliana Minca oder der über die Grenzen hinaus bekannte Topwinzer Sandi Skerk – sie alle sind Zutaten einer noch zu kreirenden Trademark.

Nicht fehlen dürfen die kulinarischen Querverweise auf Österreich und Slowenien, die die Küche von jeher prägten. Genau diese Vielseitigkeit macht wohl den besonderen Reiz dieses Landstrichs mit Meeresanbindung aus. Eine Vielseitigkeit, die mich überzeugte, in Kürze eine eigene Genussreiseidee mit 100% Karst am Teller bei meinen maßgeschneiderten Reisen für Individualisten vorzustellen. Die führt Sie dann u.a. zu einer kleinen Käserei, die einen Teil ihrer Käseproduktion über Monate zum Reifeprozess in Karsthöhlen verlagert. Oder zu Fischlokalen mir Meerblick und Landgasthäusern in wunderbar entlegenen Tälern. So wurde mir die Autorin also nach über 30 Jahren zum zweiten Mal Inspiration.

Genießen im Karst

Den Abschluss des Buches macht ein weiteres Glossar, das in bester Nick-Hornby-Manier (man erinnere sich an die Toplisten in High fidelity) „Die besten Fünf“ in verschiedensten Kategorien von Unterkünften über Lebensmittelproduzenten, Gaststätten und typischen Speisen bis hin zu Festen und Veranstaltungen vorstellt.

Mein Fazit: Ein äußerst gelungenes Buch. Waren Silvia Trippolt-Maderbacher mit ihrem Mann und Topkoch in der Beschreibung der Lokalitäten bzw. des Speiseangebotes im oben erwähnten Buch unschlagbar, so spielt Elisabeth Terschnitz-Berger mit ihrem Franz Mlinar die journalistisch durchdachte Trumpfkarte in informativ durchdachten Zügen. Mir gefällt beiderlei und noch mehr der Gedanke an meine nächste Karstpartie …

Genießen im Karst
Das Beste der italienisch-slowenischen Grenzregion
von Elisabeth Tschernitz-Berger

Genießen im Karst

Styria Verlag
192 Seiten, Hardcover
Preis: € 24,90
Erscheinungstermin: 20.2.2017

Kaufbar bei:
Im gut sortierten Buchhandel oder
online beim Verlag

Fotoquellen und -rechte:
Styria Verlag
Karlheinz Fessl

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