ALFA ROMEO GIULIA – FIT IN BIBIONE AM BEACH

Alfa Romeo Giulia Bibione

Beinahe hätten wir auf der Tankstelle Arnoldstein den Fahrer einer deutschen Premiumlimousine gefragt, ob wir nicht für ein paar Kilometer das Fahrzeug tauschen wollen. Ganz unerwartet hat er, uns im Rückspiegel entdeckend, umgehend die linke Spur freigemacht und uns passieren lassen. Kommt nicht oft vor, man kann es aber verstehen, sieht man sich das Gesicht der Alfa Romeo Giulia genauer an.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Freundlich aber bestimmt, an ihrer Leistungsbereitschaft lässt sie keine Zweifel aufkommen, die asymmetrisch getragene Nummerntafel sorgt für gerade jene kleine Irritation, welche ein schönes Gesicht erst so richtig interessant macht. Da möchte man natürlich gerne mehr von ihr sehen. Und macht halt Platz für die hübsche Julia.

Gefallen hat sie dem Junior natürlich auch gleich, dem Vorschlag mit Schwester und Mutter einen gemeinsamen spätherbstlichen Ausflug an die obere Adria zu unternehmen ist er aber erst nähergetreten, als er mir das Versprechen abgetrotzt hatte, auch selbst ans Steuer zu dürfen. Klar, als Neunzehnjähriger ist so ein Familienausflug nicht wirklich prickelnd, selbst wenn am Ziel in Bibione das Beach Fitness Festival und daher heiße Rhythmen und Hasen warten. Dementsprechend umfangreich fällt natürlich auch die Auswahl an Outfits aus, elegant plus cool plus sportlich, macht zwei volle Trolleys für die Youngsters, die Eltern kommen immer noch mit Taschen aus. Müsste aber gar nicht sein, nachdem das Gepäck in der tiefen dunklen Höhle des Kofferraums verschwunden ist bleibt immer noch genug Platz, um am Heimweg reiche Beute beim Winzer unseres Vertrauens zu bunkern.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Sollten Sie selbst mit der Haltung von Teenagern vertraut sein, wissen sie sicher, dass die Leistungsfähigkeit der serienmäßigen Soundanlage in der Giulia eigentlich irrelevant fürs Familienglück ist, kaum dass man Reiseflughöhe erreicht hat, sind die Passagiere in ihrer eigenen Soundcloud gefangen. Eigentlich schade, das Harman Kardon Soundsystem gäbe wohl Alles, was der Insassen iPhones an Tunes gespeichert haben, besonders eindrucksvoll wieder. Allerdings hätte einen Kompromiss zu finden mindestens bis zur Staatsgrenze gedauert, wahrscheinlich wäre die Stimmung überhaupt gekippt, also soll halt Jede und Jeder nach ihrer Facon selig werden.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Abgesehen davon darf ich mich ganz ungestört an der zielstrebigen Laufruhe der Giulia erfreuen. Zügig und entspannt nimmt sie den Wechsel, verirrt sich doch mal ein Wachkomachauffeur auf die linke Spur, lässt man ihn halt höflich gewähren, hätte man ihn übersehen, würde einen die Gulia sogar darauf aufmerksam machen, ist er erst mal wieder weg, schaltet die Gulia unmerklich ein paar Gänge zurück, die 210 PS bringen einen danach rasch wieder auf die gewählte Reisegeschwindigkeit.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Erst die Langsamfahrstrecke rund um Klagenfurt lässt die Passagiere unruhig werden, sogar der bis dahin glücklich schlummernde Junior wird wach, es wäre Zeit für einen Fahrerwechsel, meint er. Trifft sich blendend, plane ohnedies die Raststation Dreiländereck zwecks Treibstoffzufuhr anzusteuern. Ja ja, meint der Junior, mit meinem BMW komme ich auch nur bis hierher, wenn ich Glück habe.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Tja, mein Lieber, Status will bezahlt sein, das Vorrecht des Alters ist Vernunft. Sag ich natürlich nicht laut, wäre ausgesprochen uncool, keine Frage, aber ich lasse ihn natürlich wissen, dass die Gulia noch Sprit für 300 Kilometer im Tank hat. Heißt das, wenn wir jetzt tanken, kommen wir mit dem Sprit sogar wieder nach Hause, fragt er ungläubig. Genau! Und weil die Italiener, eigentlich durchaus vernünftig, Treibstoff ordentlich besteuern, kommen wir hier in Kärnten viel günstiger davon, sogar auf der Autobahntankstelle, außerdem ist diese hier eine Agip, sorry, ENI heißt das ja jetzt schon seit Jahren, und italienische Autos fahren besser mit dem sechsbeinigen Hund. Hat zumindest mein Herr Papa immer behauptet.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Während er hintenrum hinüber zur Fahrertür streift, mustert der Junior die Alfa Romeo Giulia, meint, sie würde „eh fast wie ein Bayrischer ausschau´n – aber irgendwie fescher“, was aus seinem Mund ein geradezu unglaubliches Lob ist. Kaum Platz genommen ist er dann von den Schaltpaddles hinter dem Lenkrad vollends begeistert, probieren wird er sie erst später, den Startknopf dafür sofort, den kann man gar nicht übersehen. Den DNA Knopf hat er natürlich auch sofort entdeckt, ja, das D steht für dynamisch, den folgenden Beschleunigungsvorgang hinauf nach Tarvis begleiten Beschwerden aus der zweiten Reihe. Dankenswerter Weise sieht Mutter das schelmische Grinsen nicht, als er entschuldigend vorbringt, er wäre halt so ein flott schaltendes Automatikgetriebe nicht gewohnt und Besserung gelobt.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Ich bin immer wieder erstaunt wie flexibel Teenager sein können, ganz wie ein geübter Chauffeur lässt er die Passagiere kaum merken, wie flott wir eigentlich das Kanaltal hinunterströmen, nur der sonore Bass, der ab und an die Türverkleidungen erbeben lässt, schreckt unsere Passagiere manchmal auf und verursacht ratloses Stirnrunzeln auf des Juniors Stirne. Ist aber nur die Spurhaltewarnung, wollte ihm das Blinken beim Spurwechseln näherbringen, dass man es durch einen Druck oben auf den Blinkerhebel abstellen kann, werde ich ihm aber vielleicht doch noch zustecken.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

In Bibione angekommen darf er den Wagen noch in der unglaublich engen Garage des Hotel San Michele in eine Parklücke bugsieren, gar nicht so einfach, der Lenkeinschlag ist halt sportlich knapp, dass das wahrscheinlich wegen der Topversion der Alfa Giulia mit über 500 PS geschuldet ist quittiert der sonst so coole Chauffeur mit einem ehrlichen „bistdudeppad“, das wäre genau sein Modell. Doch vorerst heisst´s Umsteigen auf den Drahtesel, den gibt´s gratis im Hotel, alternativ könnte man auch einen der Buggys ausleihen, welche die Teenager mit gerümpften Nasen entdeckt haben, nichts scheint dem jungen Menschen uninteressanter zu sein als die Erinnerung an die eigene Kindheit, die aber sofort wieder völlig verklärt auftaucht, nachdem der reservierte Schirm am Strand gefunden, der Sonnenschutz aufgetragen und das Meer erreicht ist. Erst abends beim Septemberfest werden sie wieder erwachsen, mit dem Probierglas Friesländische Weine verkosten ist genau das, was den angehenden Gastronomen interessiert, ein bisserl Schaufensterbummeln und das anschliessende Meeresfrüchtemenü im Peperoncino findet schließlich auch allgemeinen Zuspruch, das große Feuerwerk ist dann wieder eher Bubensache.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Der nächste Tag beginnt mit einer Yoga Stunde vor dem luxuriösen Hotel Savoy, die haben sich etwas Ruhe ausbedungen, weiter westlich am Strand ist es mit der nicht mehr weit her, die Bibione Beach Fitness Convention ist eine ausgelassene, laute Sache und tausende Teilnehmer wollen hier ins Schwitzen kommen. Zumba, Trampoline, Crossfit und wie diese Methoden, seinen Körper auf Trab zu halten, alle heißen finden hier ihre Bühne, durchaus auch gleichzeitig. Und selbst beim Power Yoga feuert rhythmische Musik an, manchmal sogar Männer, meist sind es aber Frauen, die was für sich und ihr Aussehen tun wollen. Und auch tun, jedenfalls sind unsere Damen schnell in der Menge bei Aerodancehouse und Stepissimo verschwunden, wir probieren kurz mal Thai Fit Fusion, schaut schließlich ein wenig nach Martial Art ohne Schmerzen aus, dann zieht es uns zum Beach Volleyball Marathon, immerhin die größte derartige Veranstaltung überhaupt, alleine das Programm für Freitag listet 7 mal 36 Paarungen auf, da sind die Dreier- und Viererteams noch gar nicht dabei. Einer der zahlreichen Sponsoren ist übrigens Aperol, weswegen es nach dem Sport eine sogenannte Spritzparty gibt, das Getränk wird im Literkännchen ausgegeben, genau richtig für durstige Sportler!

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Unser Sportler ist Gottseidank gar nicht sonderlich durstig, kaum dass die Nadel der Tankanzeige sich bewegt hat, seid wir vorgestern Kärnten den Rücken gezeigt haben. Alles bereit also zur Heimreise, nur noch schnell ins Café Olimpia auf einen Shakkerato Capuccino mit Freunden – na ja und ein Glaserl Prosecco. Der Junior kriegt keines, muss ja noch 0,0 erreichen, dafür schnappt er sich die Schlüssel -okay, den Transponder- und promeniert stolz den Corso del Sole auf und ab. Auch nicht schlecht, so erspart man sich den Kurzparkschein, allerdings weigert er sich bei unserer Abholung den Fahrersitz zu räumen. Auch gut, kümmere ich mich halt um eine möglichst interessante Route für die Heimfahrt und lasse gleich in die Via Alfa abbiegen.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Weiter geht´s begleitet von Kranichen entlang einiges Kanals und dann über den Tagliamento nach Modeano zum gleichnamigen Weingut, der Kofferraum will schließlich gut mit roten Psychopharmaka gefüllt sein, wenn wir wieder nach Norden müssen. Die Anweisungen des Navis mutwillig ignorierend, halten wir uns an die Hinweise auf die prachtvolle Villa Manin, wo heute ein Flohmarkt stattfinden soll, nur um kurz vorher in San Martin zu halten. Dort wartet, versteckt in einem alten Meierhof, eine beeindruckende Sammlung hervorragend restaurierter Kutschen aus den letzten drei Jahrhunderten, zusammengetragen hat sie übrigens ein gewisser Conte Lauda, die Verwandtschaftsverhältnisse mit dem rekonvaleszenten Nikolaus werden wir demnächst klären.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Darüber hinaus zeigt das kleine Museum auch noch eine kleine Spielzeugsammlung die eher historisches Interesse bedient, dazu noch zwei Räume in welchen den friulanischen Küchenchefs der großen Zeit der Passagierschiffahrt unter der Fahne des Lloyd Triestino gehuldigt wird. Was mir Gelegenheit gibt, das professionelle Interesse des Juniors ausnutzend, endlich wieder das Steuer der Alfa zu übernehmen. Der Junior hat diesmal die normale Antriebsstufe gewählt, immer noch sportlich genug, zumal wenn man manuell schaltet.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Die Paddles sind, im Gegensatz zu vielen der Konkurrenz, wirklich angenehm zu bedienen, nur wenn die Klimaanlage die metallenen Handhebel länger angeblasen hat sind sie überraschend kalt, weil tatsächlich aus edlem Aluminium gefertigt. Die Damen müssen jetzt ein Bisschen stark sein, die Straßen sind hier in der Ebene hervorragend einzusehen, Carabineri finden keine Deckung, wir lassen´s fliegen. Ist schon was Anderes, wenn man vor der Kurve herunterschaltet statt zu bremsen, der Fahrfluss ein ganz anderer, Giulia wedelt leichtfüßig durch die ehemaligen Latifundien derer von Manin, weiter geht´s nicht weniger flott durchs Kanaltal, da schlägt das cuore sportivio gleich eine Oktav höher!

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Die vergleichsweise langweilige anschließende Schlussetappe auf der Autobahn gebe ich gerne wieder ab, dass, wie der lauteste Verkehrsfunk Österreichs verkündet, bei Griffen mit einem Stau zu rechnen wäre nehme ich ihm nicht ab, den Wörthersee und Klagenfurt umrunden wir ganz einsam, kann gar nicht sein. Von wegen!? Tatsächlich materialisiert sich vor dem ersten Tunnel eine veritable Schlange, noch wechseln ein paar Obergscheite hektisch die Spur, dann kriechen wir brav links und rechts der Rettungsgasse den Berg hoch. Einzige Unterhaltung ist der Ferrari zwei Autos vor uns, wir können ihn zwar nicht sehen, aber in den Tunnels immer wieder hören. Netterweise wartet der Fahrer, wenn sich die Schlange mal wieder in Bewegung setzt immer erst mal, bevor den Boliden mit einem kurzen, aber heftigen Gastoss wieder aufschließen lässt, richtig appetitanregend.

Alfa Romeo Giulia Bibione

 

Daher wollen wir, als sich der Stau plötzlich auflöst, das Spektakel noch ein weniger länger genießen und versuchen mitzuhalten. Klappt sehr gut, zu gut sogar, erst leuchtet der Ferrari plötzlich rot auf, der Junior tetstet daraufhin wie gut die Bremsen der Giulia tatsächlich sind. An sich wirklich hervorragend, auch die Reaktionszeit de Junior lässt nicht zu wünschen übrig, ein Brief von der Bezirkshauptmannschaft Wolfsberg würde uns aber trotzdem nicht wirklich wundern. „Geht schon gut“, kommentiert der Junior das Offensichtliche, und „eigentlich fällt mir jetzt gar kein Grund mehr ein, wieso man eigentlich noch eine deutsche Allerweltslimousine kaufen sollte, wo die auch noch mehr kosten!“ Gutes Urteilsvermögen für einen Twen, muss ich sagen, und vernünftig is er auch noch.

Danke für die freundliche Kooperation mit Megadenzel Erdberg!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert