Ich habe ein neues Lieblingstier, es gehört zur Ordnung der Spechtvögel, allerdings finde ich meines in keiner Gattungsliste. Es handelt sich um den gemeinen Stadttukan, besser bekannt als Tucano Urbano, Ganzjahresmotorradfahrern ist es ein Begriff, Hauptverbreitungsgebiet sind italienische Ballungsräume, immer wieder finden sich einzelne Exemplare jedoch auch nördlich der Alpen. Eigentlich sollten sie aber massenhaft auftreten, den Nutzen, den sie mit sich bringen, lernt man nämlich erst bei den hierorts anzutreffenden klimatischen Bedingungen so richtig zu schätzen.
Verwirrt? Dann darf ich Sie aufklären! Sicher haben sie unseren Bericht über die unbestreitbaren Vorzüge des Fahrzeugkonzepts mit 2 Vorderrädern der Piaggio MP3 gelesen, neben dem beruhigenden Plus an Sicherheit ist dies natürlich der willkommene Komfortgewinn.
Im nasskalten Wiener Winter die Füsse beim Ampelstopp nicht in Pfützen stellen zu müssen hat was, sie bleiben am Trittbrett und unter der bereits beschriebenen Schutzdecke wohlig warm. Dieses Zubehör verlängert die Saison schon mal ungemein, warme Oberbekleidung trägt man beim Shoppen im Jänner ohnedies, die Decke erspart einem die langen Unterhosen auf der Fahrt zum Supermarkt am Kreisverkehr. Und genau das Teil kommt von Tucano Urbano, einer 1999 in Mailand gegründeten Firma, die sich das Wohlbefinden des städtischen Rollerfahrers zum Ziel gesetzt hat.
Die Italiener haben´s ja schon längst raus, auch Franzosen flitzen zu jeder Jahreszeit einspurig durch den Stau, zugegeben, bei denen wird es ja auch nicht ganz so frisch, allerdings kann man, wie bereits nachgewiesen wurde, auch in unseren Breiten durchaus im Winter beschwingt den Stau vermeiden,
Meetings und Einkäufe ohne Zeitverlust mit dem MP3 erledigen, kurz: den Alltag stressärmer gestalten. Doch nicht nur das: nach den grauslich grauen Tagen zu Jahreswechsel ist endlich doch noch der Winter gekommen, die Wiesen sind weiss, der Himmel blau, die Wetterfee im TV hat da für´s Wochenende sogar ein ganz spezielles Wort in ihre Moderation eingebaut: Ausflugswetter!
Na dann, nichts wie raus, einer Fahrt ins Blau-Weisse steht nichts im Wege. Ausser vielleicht das taube Gefühl in den Fingerspitzen nach zwanzig Minuten Vollgas auf der Autobahn. Allzu exponiert ragen die letzten Kürperglieder in den eisigen Fahrtwind, Windchillfactor heisst es nicht umsonst immer, wenn zur Kälte auch noch Wind kommt, da fällt unserem, an sich beeindruckend anpassungsfähigen Organismus, dann auch nichts mehr ein.
Den Burschen von Tucano Urbano hingegen schon, die haben ein ausgeklügeltes Produkt im Programm, schaut aus wie ein überdimensionaler Fäustling, den man über die Lenkerenden stülpt, haben Sie sicher schon mal gesehen. Zugegeben, sieht jetzt nicht so wahnsinnig sportlich aus, aber ich kann Ihnen sagen: die Dinger bringen´s!
Ich bin soeben von meinem Ausflug ins Schigebiet Pernitz retour, meine Trafikantin hat meine Ankunft mitleidsvoll mitangesehen, kalt müsse mir sei´n. Den warmen Händedruck hat sie ungläubig entgegengenommen, nach einer knappen Stunde forcierter Fahrt im Voralpenland und auf der Autobahn keine Selbstverständlichkeit.
Doch die winddichten, Boxhandschuhen nicht unähnlichen Warmhalter haben ganze Arbeit geleistet, zumal in Komplizenschaft mit den Heizgriffen. Der einzig erfrischend Moment ist dann gekommen, wenn Stufe 2 die Handflächen soweit gegrillt hat, dass man die warme Höhle kurz verlassen muss, um die Leistung zu reduzieren.
Ich muss übrigens noch eruieren, wo der Sensor für die Temperaturanzeige im Tacho steckt. Zeigte sie bei Fahrtantritt noch geschmeidige Minus 2 in der Sonne stieg die Temperatur unterwegs angeblich auf 14 Grad Celsius, über dem Gefrierpunkt, wohl gemerkt. Muss wohl irgendwo in der Nähe meiner Hände stecken, den selbst als ich mit der, unter Einrechnung aller Tolleranzfaktoren, legalen Autobahngeschwindigkeit bei Wöllersdorf den Salz streuenden Schneepflug überholte durchströmte wohlige Wärme Hände, Arme, ja sogar die Schultern sangen noch ein Loblied auf den Tucano Urbano!