Ist doch immer wieder das Gleiche, „was, mit´m Kombi kommst´? Da könntest du…“ und dann folgt ein dringender Transportauftrag durch den kontaktierten Freund. Bei mir war´s diesmal ein alter Kollege, der sich in seine Heimat Hallstatt zurückverfügt und dort ein kleines Lokal eröffnet hat. Und sich wegen der dortselbst noch deutlich spürbaren kühleren Witterung mit einer drohenden Rotweinknappheit konfrontiert sah, der Gast verlangt jetzt nach wärmenden Getränken, ein feiner Roter kommt da gerade recht. Und mit dem FIAT Tipo verfügte ich eben gerade über das passende Fahrzeug seine Not zu lindern.
Wobei der Fiat Tipo Kombi eigentlich die Antwort auf jede Transportaufgabe ist. Geräumig genug für fünf Winzer etwa, oder, für Sie vielleicht interessanter, die Familie samt Gepäck, und fesch obendrein. Italiener halt. Schwarz wie meiner macht er auch als Business Jet gute Figur, wobei die Farbe ist gar nicht nur „nero“, subtil funkeln bläuliche Metaliseéflankerln in der Sonne. Die scheint auch noch brav bei meiner Abreise aus Wien Floridsdorf, die netten Menschen bei Denzel haben die Klimaanlage auf bekömmliche Temperatur eingepegelt, ich bevorzuge einstweilen noch natürliche Lüftung, vier elektrische Fensterheber in der Lounge Ausstattung sorgen für umgehende Frischluftzufuhr. Was die Temperatur anlangt, begnüge ich mich halt mit dem, was von draußen reinkommt, sollte es zu kühl werden schließe ich halt die Fenster und such mir aus wie warm ich´s will, die Drehregler von Lüftung und Klima sind erfreulich selbsterklärend.
Die Sitzposition muss ich natürlich selbst einstellen, kann ja keiner ahnen, wie ich´s mag. Für gewöhnlich kann der Sitz gar nicht weit genug nach hinten rücken, oft reicht der Verstellbereich gar nicht, die Hersteller wollen mit dem behaupteten Platzangebot in der zweiten Reihe auch dann noch Punkten, wenn diese zu Lasten des Chauffeurs erreicht wird. Nicht so hier. Der erste Versuch lässt mich meinen, der Tipo wäre für Basketballer konstruiert worden. Passt! Und trotzdem reicht der Raum dahinter noch für ein Paar normale Beine, während sich meine nur durchschnittlich langen Arme über die Lenkradverstellung freuen dürfen die ebenfalls ausreichend Spielraum anbietet.
Schon zeugen dunkle Wolken hinter dem Wienerwald von Regen, der mich weiter begleiten wird. Während ich nach den betreffenden Bedienungselementen suche und mich mit der Frage beschäftige, wie wohl die Scheibenwischer funktionieren, haben die ihre Arbeit auch schon aufgenommen. Erst mit längeren Intervallen, später nehmen sie´s auch mit dem Schnürlregen im Salzkammergut wohldosiert auf, der zuständige Sensor am Armaturenbrett nimmt mir auch die Wahl der korrekten Scheinwerfereinstellung ab. Dass dies gar nicht so selbstverständlich ist, zeigen mit die dunklen Schatten, die ab und an unvermittelt auftauchen. Bei unzureichender Sicht das Licht einzuschalten, gilt vielen Straßenkammeraden offensichtlich noch immer als Zeichen von Feigheit. Egal, der Tipo macht mich en passant zu einem besseren Menschen, lässt Hektik und Stress erst gar nicht aufkommen.
Sogar die erstem Anzeichen der touristischen Anziehungskraft von Hallstatt kann man so leicht ertragen, mittlerweile kommen die Asiaten nicht nur in Busladungen, sondern auch gerne mal individuell angereist. Immerhin habe ich den Mietwagen rechtzeitig am dezenten Aufkleber als solchen erkannt, der überraschend von der äußerst rechten Spur einen Haken nach links schlägt. Die, sonst unauffälligen, Bremsen erkennen offensichtlich den Ernst der Lage und verstärken den Pedaldruck gerade genug, dass ich den Ausflug der chinesischen Familie nicht unsanft unterbreche. Der Sohn am Steuer tut, was alle Söhne tun, nämlich so, als ob nichts gewesen wäre, während der Papa neugierig schaut, woher das Hupsignal gekommen wäre. Und erteilt dem Junior wohl auch Befehl entschuldigend die Warnblinkanlage zu aktivieren. Immerhin.
Die letzten Meter bis zum Parkplatz sind momentan auch kein Zuckerschlecken. Gegenverkehr im Tunnel, 20 Minuten Wartezeit, und wenn dann auch noch ein begeisterter Tourist an der einzigen Stelle, an der man hinaus auf den See sieht, anhält, um ein Photo zu schießen, ist das dem Verkehrsfluss auch nicht gerade zuträglich. Immerhin darf ich wegen der dringenden Zustellung wenigstens durch die von Schranken gesicherte Zufahrt ins Zentrum, hat´s geheißen. Ich muss nur der Schrankenwärterin mein Anliegen vortragen.
Die ist allerdings nicht anwesend, gottseidank hat sich das Info System des Tipo meines Mobiltelephons inclusive Sprachbefehlsannahme bemächtigt, „Simple 169 anrufen!“ löst das Problem, die nette Dame meint „ahh zan Josef“ und händigt lächelnd eine Einfahrtskarte aus. Das rote Meer der Touristen teilt sich gemächlich, links der Berg, rechts der See, Menschen überall, Handysticks ausweichend, rolle ich in asiatischer Schrittgeschwindigkeit gen Ziel, nur manch gebrechlicher Europäer muss von aufmerksamen Passanten auf die Gefahr eines nahenden Kraftfahrzeugs hingewiesen werden.
Gnädiger Weise überlassen die im gleichen Haus residierenden Hallstätter Fischer dem Simple169, zwecks Belieferung, einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe, nämlich dort, wo sie auch ihre Fänge an Land bringen. Die flache Rampe bietet Platz für ein paar Kraftfahrzeuge, noch beliebter ist sie aber bei Touristen, welche Schwäne aus nächster Nähe photographieren möchten. Auf beide Spezies sollte man beim Einparken aufpassen, was die Rückfahrkamera ungemein erleichtert, auch wenn die ins Display projizierte Abbildung von mit brunftigen Schwänen posierenden jungen Asiatinnen durchaus ablenkend wirken kann. Egal, wir haben den Tipo StVO-konform untergebracht und können den sehnlich erwarteten Nachschub ausladen, darunter erschreckend viele Kisten Zweigelt, einer Sorte welcher ich für Gewöhnlich ausgesprochen reserviert gegenüberstehe.
Josef hat diesmal übrigens noch einen weiteren wichtigen Job für mich, „komm, wir fahren noch schnell ein paar andere Rotweine holen, für die kalte Jahreszeit brauch ich ein Bisserl mehr davon und du sollst mir helfen zu entscheiden, welche Etiketten ich mir auf Lager lege!“
Verantwortungsvolle Aufgabe, wir werden uns am Abend darum kümmern, vorher aber noch den Tipo aus dem alpinen Disneyland evakuieren und bei ihm zuhause parkieren. Privat, versteht sich, öffentlich kostet und ist meist zu weit entfernt. Praktischer Weise lebt Josef in einer alten Werkstatt gleich hinter dem stets chaotischen Busumkehrplatz, den Fiat Tipo durchzumanövrieren ist ein kleines Geduldspiel, dafür geht´s nachher zu Fuß umso entspannter zurück ins Simple169. Wo ich erst mal einen von Ursulas Pulled Pork Burgern als Unterlage für die bevorstehende Verkostung bestelle, „the best I ever had“, wie ein begeistert ins Lokal rufender Australier meint.
Und dann stehen drei Rote zur Blindverkostung auf der Theke, einen behalten wir zur weiteren Beobachtung, er darf sich dann mit den nächsten Kandidaten messen. Josef kennt mich als Zweigelt-Zweifler und fragt mich schelmisch grinsend, welchen ich ihm denn nun als Winterwein empfehlen würde. Nun, was soll ich Ihnen sagen, es wird doch tatsächlich ein Zweigelt, und zwar von Alois Taferner aus Bruck. Klar, die Region Carnuntum hat stets deutlich bessere Rote geliefert als etwa das Weinviertel, aber der da hat mich echt überrascht. Und zwar schon der ganz „gewöhnliche„, von der Reserve gar nicht zu reden.
Weil ich aber ganz sicher gehen wollte, dass Sie, falls sie demnächst Hallstatt besuchen sollten, sicher keinen schlechten Rotwein bekommen, haben wir noch ein paar mal gegen gecheckt, so dass schließlich nicht mehr daran zu denken war, den Tipo in Betrieb zu nehmen. Also nächtigte ich über dem Fiat Tipo im „Loft am See„, die Heimfahrt hat der Wagen anderntags auch ausgesprochen komfortabel ausfallen lassen. Schon erstaunlich, wie günstig man heutzutage in den Genuss eines perfekten Business Class Kombis ohne Fehl und Tadel kommt!
Danke für die freundliche Kooperation mit Denzel Erdberg und Denzel Floridsdorf.