Samstag, 8 Uhr im Abarth Headquarter Österreich, Schönbrunn. Gianpaolo hat für uns einen Abarth-roten 595er Competizione aus der Garage geholt, jungfräulich mit knapp 4000km, oder gerade richtig eingefahren, wie Gianpaolo meint.
Bellen in der Tiefgarage, das Tier will von der Leine. Der Italiener neben mir philosophiert über die Stabilität des Wagens, den Einfluss des Performance Pakets und die Vorzüge des Sperrdifferenzials an der Vorderachse, während wir uns auf die Autobahn begeben und über den Semmering Richtung Steiermark strömen. Satisfaktionsfähige Gegner werden zu Spielen aufgefordert. Ein TT knurrt zwar kurz, viele finden sich aber nicht, die sich mit der knallroten Kanonenkugel anlegen wollen.
Unser Tagesziel ist das Abarth Treffen in Graz-Andritz, wo der umtriebige Robert Damisch zum jährlichen Klassentreffen der Abarthisti lädt, dem Hochamt der Abarth Gemeinde Österreichs und auch über die Grenzen hinaus.
Der Parkplatz ist heuer wieder zum Bersten voll, nächstes Jahr wird Robert wohl auf den Flughafen Graz-Thalerhof ausweichen müssen. Die Gemeinde lässt sich nicht auf einen Typus von Fahrer festlegen, wenngleich männliche Piloten schwer in der Überzahl sind. Es kommen junge und alte, Kärntner und Wiener, gebrauchte und nigelnagelneue. Und alle verstehen sich.
Der Abarth Punto Treiber ist genauso willkommen wie der distinguierte Herrenfahrer im Abarth 124 Spider, den Kern der Streitkraft stellen aber 595er und 695er Abarths aller Jahrgänge, gerne auch mit nicht zu überhörenden Modifikation. Oft gehörter Satz am Parkplatz: „Und host des ein´trogen?“
Gegen 11 Uhr ist die Hundertschaft dann komplett und das Buffet geplündert, Zeit die Motoren zu starten, die herrliche Landschaft rund um Graz und Gleisdorf unsicher zu machen und den Gummi von den Felgen zu rubbeln. Der Meister startet die Rundfahrt und die knapp 100 Abarths setzen sich in Bewegung. Erstaunlich zivilisiert geht es durch die traumhafte Hügellandschaft, kurze Gasstöße seien den wilden Buben verziehen.
Die Bevölkerung reagiert überaus freudlich, winkende Steirer und Steirerinnen an jeder Ecke, wohl eine Reminiszenz an die Tage, an denen noch Zwillinge des Cinquecento in Graz vom Band liefen und der Puch 650 TR der wohl einzig legitime Vorfahre der Abarth Bande war. Zumindest aber der Onkel aus Österreich.
Das Abarth Treffen Graz 2017 findet zu Mittag eine gemütliche Unterbrechung bei Schnitzel und Apfelsaft, wie es sich in der Steiermark gehört. Benzingespräche sind angesagt, man kennt sich, ist unter sich, eine Marke die verbindet, eine Marke die einbindet.
Solange benzin-betrieben Abarths noch erlaubt sind, werden sie kommen, die Fans und Freunde der Marke Abarth, zum alljährlichen Familientreffen nach Graz Andritz, wenn Robert Damisch die Glocke läutet.
Und darüber hinaus. Denn einer der Abarths war mit einem Elektroantrieb ausgestattet, der den 240PS Boliden (Benzin) mit zusätzlichem Heckantrieb aus elektrischer Energie zur 350PS Boden-Boden Rakete mit 800Nm macht. „Da hält dann keiner mehr mit“, sagt der Eigner. Und ich glaube ihm…