Die Adria kann ja einiges, das wissen wir, aber Kurorte? Unglaublich aber wahr: bei Bibione Thermae handelt es sich tatsächlich um einen Thermalkurort, komisch, dass das bei uns keiner weiß, zieht man in Betracht, wie beliebt der Ort seit einer halben Ewigkeit bei Österreichs Italienfans doch ist.
Gut, war nicht immer so, erst 1996 hat man das aus 400 Metern Tiefe mit einer Temperatur von konstanten 52 Grad Celsius an die Erdoberfläche drängende Wasser gefasst und in einen eigens errichteten Kurkomplex geleitet. Und, sei es einem glücklichen Zufall oder der Weitsicht der Stadtverwaltung und der beteiligten Hoteliersfamilie Basso zu verdanken, direkt am Strand fand sich sogar noch eine ausreichend große Bauparzelle, so dass man sich nicht zwischen Meerblick und Benessere entscheiden muss.
Benessere? Genau, die Italiener frönen dankenswerter Weise bei weitem nicht jener närrischen Verliebtheit in modische Anglizismen wie wir deutschsprachigen Menschen, Benessere heisst schlicht und einfach Wohlbefinden, dies schöne Wort wurde mittlerweile in unseren Breiten vom inflationär verwendeten Marketingwort Wellness verdrängt, eigentlich schade.
Benessere oder Wohlbefinden bedeutet nicht nur genau das gleiche, die Verwendung der Muttersprache nimmt dem Ganzen aber gleich ein bißchen vom kommerziellen Beigeschmack. Was noch lange nicht heißt, daß Benessere in Bibione auch nur im entferntesten an antiquierte Kur a lá Krankenkasse erinnern würde, da sei der dem Italiener innewohnende Hang zur „Bella Figura“, dem eleganten Auftreten, vor. Oder wie meine Begleiterin nach einem Blick in eine der vielen Saunenn erfreut ausrief: „Aber Hallo, da sitzen ja überall fesche Männer drin!“
Doch der Reihe nach: auf dem riesigen Grundstück, es reicht immerhin von der Hauptstraße bis ans Meer, man hätte auch locker vier ordentliche Hotels hier untergebracht, stehen inmitten von Pinien drei Gebäude in der Wiese, die ganz dem, nun ja, Wohlbefinden gewidmet sind.
Das erste hält sich dabei vornehm zurück, sozusagen Backstage wird darin das Thermalwasser zubereitet. Es verhält sich nämlich so, dass die Originalkonzentration tunlichst nur unter ärztlicher Aufsicht genossen werden sollte, auch 52 Grad Celsius sind nicht nach Jedermanns Geschmack.
Zudem werden hier allerlei Konzentrate und Präparate für medizinische Anwendungen vorbereitet, so auch der Fango, welcher abgesehen von der bekannt positiven Wirkung bei rheumatischen oder orthopedischen Beschwerden durchaus auch aesthetische Nebenaspekte haben kann. Fango ist, wie wir natürlich alle wissen, nicht einfach nur eine besondere Art von, nun, sagen wir mal, Schlamm, er kann ja auch viel mehr.
Dazu muss es, und das war mir bislang gar nicht bewusst, erst mal reifen! Der in Bibione verwendete wird, in Ermangelung eigener Vulkane, aus toskanischem Gesteinsmehl mit dem quellfrischen Thermalwasser und auf den erwünschten abgestimmten Algen und Mikroorganismen als organischer Fango angesetzt und darf dann zwei Monate reifen.
Die medizinisch indizierten Anwendungen erfolgen im nächsten Gebäude, im Erdgeschoss finden sich die auf die verschiedensten Therapien abgestimmten Wasserbecken und Einzelwannen, wo die in klinischen Langzeitstudien mit der Universität Padua erprobten Behandlungen stattfinden. Die doppelte Ausführung aller Anlagen garantiert hierbei, dass diese jederzeit in der einen Hälfte vorgenommen werden können, während die jeweils andere gereinigt, gewartet und gecheckt wird.
Der zweite Stock steht ganz im Dienste der Individualtherapie, Schwerpunkt sind Inhalationen, eine Behandlungsform, die immer mehr an Bedeutung gewinnt, wie uns eine Therapeutin erläutert. „Unsere städtische, industriell dominierte Lebensart führt zu immer mehr chronischen Atemwegsleiden“, erklärt sie, besonders betrifft das Kinder, weswegen man in Bibione Thermae einen erheblichen Teil der Behandlungsräume ganz gezielt in Hinsicht auf die Kleinen gestaltet hat.
Einerseits sieht man dies gleich an der fröhlich bunten Ausstattung der Räume, andrerseits hat man sich für die Allerjüngsten eine besonders stressfreie Methode ausgedacht. Statt sie an irgendwelche beängstigende Maschinen anzuhängen wird einfach ein ganzes Kinderzimmer mit heilender Thermalluft bedampft, natürlich können Papa oder Mama dabei bleiben, wird ihnen auch gut tun!
Das dritte Haus ist schließlich ganz dem glücklichen Geist in einem schönen Körper gewidmet, unten im Schwimmbad, entweder drinnen, oder, egal bei welchem Wetter, auch draußen, man schwimmt einfach hinaus in den Garten, das Wasser fliesst ja stets warm aus der Erde.
Einen Stock höher, direkt durch eine typisch italienische Snack Bar erreichbar, findet man die diversen Dampfbäder und Saunen, finnisch in unterschiedlichen Temperaturen, türkisch, mit Kräutern angereichert zwecks Aromatherapie, trockenes Salzluftambiente zum durchatmen, statt im Tauchbad drinnen oder auf der Terrasse kann man sich auch im Polarium genannten Kühlkammerl wieder auf Betriebstemperatur bringen. Oder in einem der vielen Ruheräume am Wasserbett chillen.
Noch exquisiter geht es im Spa Bereich ganz oben zu, wie im Luxusresort sieht es aus, dementsprechend gehoben ist auch das Angebot, hier wird natürlich auch der Schönheit die angemessene Aufmerksamkeit geschenkt. In exclusiv eingerichteten Räumen mit Blick auf die Pinienwipfel kann man sich entspannt in die erfahrenen Hände der Therapeuten begeben, über 100 Spezialistinnen sind stets zur Stelle.
Egal, ob Peeling oder Packungen, Massagen, individuelle Beauty Treatments, oder entspannende Bäder in den High-Tec-Wannen, hier ist alles aufs Wohlbefinden ausgerichtet. Wer will, kann es sich auch mit dem Partner so richtig gut gehen lassen, eine Simultanbehandlung muss nicht nur entspannend sein, kann durchaus auch belebende Wirkung entfalten.
Und dann sind all jene im Vorteil, die gleich nebenan im Beach Hotel Savoy residieren. Die können nämlich diskret im Bademantel durch ein Tunnel in ihr Zimmer huschen, ohne dass die Banalitäten des Alltags draußen den Erholungseffekt trüben können.
Oder den belebenden, das kann jede und jeder ganz für sich entscheiden. Und danach immer noch einen Spaziergang am vorsaisonal einsamen Strand oder eine Spritztour mit dem Fahrrad zum Leuchtturm planen!
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