Eine Dienstreise in den Süden tritt man im Sommer vernünftiger Weise auf zwei Rädern an, wenn das Ziel weiter weg liegt und sich womöglich durch weniger griffige Straßenbeläge auszeichnet, kann ein drittes auch nicht schaden. Und genau das war im Zielgebiet zu erwarten, die Untersteiermark ist nämlich noch nicht ganz so gut durchasphaltiert wie das anschließende Burgenland, das nach dem EU Beitritt zum Eldorado der Straßenbauer wurde.
Pettau heißt das Ziel auf Deutsch, Rtuj sagen die Slowenen dazu, und um den inszenierten Staus in Spielfeld auszuweichen, umfahre ich diesen Grenzübergang (der eigentlich gar keiner mehr sein sollte) seit Jahren großräumig.
Nichts desto trotz, der Südautobahn entkommt man nicht, so man rasch dem Ballungsraum entfliehen möchte. Womit die Piaggio MP3 HPE Business -so der volle Name- gleich einen ihrer herausragenden Vorteile ausspielen kann. Oder auch zwei, denn abgesehen vom hervorragenden Wetterschutz, der auch kurzen Schauern oder Wolkenbrüchen im Wechselgebiet ihren Schrecken nimmt, macht sich die, nach der neuesten Modellpflege noch einmal um 14% höheren Motorleistung bezahlt.
Völlig mühelos hält man Autobahntempo, braucht auch die Überholspur nicht scheuen, rückt einem ein Drängler auf die Pelle, schüttelt man ihn nötigen Falls aus dem Handgelenk heraus ab, „`Tschuldigung Herr Inspektor, war Notwehr“ könnte man eine etwaige Abmahnung in Sachen Geschwindigkeitsübertretung abzuwehren versuchen, ob´s klappt sei aber dahingestellt, also bitte nicht als Aufforderung verstehen.
Umgekehrt schickt man mit dem Design der Front des MP3 offensichtlich ein deutliches Signal in die Rückspiegel der auf der linken Spur ins Koma gefallenen Verkehrsteilnehmer, „Überholprestige“ wird das in der Fachpresse gerne genannt, besonders in der dunkelblauen Mattlackierung, über die wir uns freuen durften, macht der Piaggion MP3 500 HPE Business eindeutig was her.
Kann auch an der neuen, vergrößerten Windschutzscheibe liegen, der wirkliche Vorteil ist aber hier der verbesserte Schutz der Hände, auch die bleiben jetzt im Regen trocken. Dass man auf der Piaggio nicht mit einem zarten Racer sitzt, merkt man übrigens auch bei Windböen, nicht, dass man ins Wanken kommt oder langsamer wird, man kann allerdings am Display die Auswirkung des Gegenwindes ablesen.
Auf der offensichtlich besonders akkuraten Anzeige des Momentanverbrauchs nämlich, welche dann von den versprochenen über 20 Kilometern Reichweite je verpufftem Liter Treibstoff auf einen Wert mit einem Einser vorne fällt. Nichts desto Trotz schafft man es ohne Bauchweh bis zur Ausfahrt Ilz, selbst wenn man sich ständig gegen Drängler wehren muss, bevor die Reserveanzeige aufleuchtet, gute 170 Kilometer also, viel länger will man sich sowieso nicht auf der -nomen est omen- Autobahn langweilen.
Der Autohof Ilz auf der Fürstenfelder Bundesstraße ist weithin sichtbar, auch von der Autobahn, ein Leuchtturm auf dem direkten Weg in den Süden quasi. Vor allem auch für Fernfahrer, die sich den Umweg über Graz ersparen wollen, schauen Sie mal auf die Karte, die Südautobahn biegt hier im rechten Winkel nach Westen ab. Wir nicht, halten Kurs 180 Grad, also wechseln auch wir die Straßenordnung, hier konkret auf die B319, Trucker und Fernreisende biegen später auf B66 oder 67 ab, wir sicher nicht, nehmen die L454, dann L224, wollen lieber Kurven carven.
Dankenswerter Weise prangt auf dem Lenkkopf mittig im Cockpit und somit genau im Blickfeld ein elegantes Instrument von TomTom welches auf den Namen VIO hört und beim Piaggio MP3 500 HPE Business zur Grundausstattung gehört aber bei Faber natürlich auch für jedes andere Fahrzeug zu bekommen ist.
Für Ihren Berichterstatter bedeutet das ziemliches Neuland, als bekennender Kartenfreak und Naviverweigerer ist es mir stets gelungen, auch ohne die Anweisungen einer penetranten bundesdeutsch brabbelnden Frauenstimme ans Ziel zu finden, oft sogar mit dem Bonus der Entdeckung von Orten, die nicht einmal in nächster Nähe lebender Menschen bekannt waren. Verirren als Ziel quasi, ich liebe diese Variante des Entdeckertums, gebe aber gerne zu, dass manchmal mitfahrende Kinder oder Sozias genervt protestierten. Kommt nicht mehr vor, versprochen!
Man sollte sich natürlich erst mal ein Bisserl vertraut machen mit dem Gerät, die Route programmieren, ich habe das -natürlich- unterlassen, immerhin hatte ich rechtzeitig im heimatlichen W-Lan die App sowie Kartenmaterial herunterzuladen geschafft. Aber sogar die Cafépause bei den netten Mädels vom Autohof hat gereicht, um die nötigsten Dinge zu begreifen und die wichtigsten Einstellungen vorzunehmen.
Den Zielort kann man problemlos aus den Kontakten des Mobiltelephons übernehmen, die Daten des Hotels in Ptuj hatte ich natürlich ohnehin schon daheim gespeichert, als professioneller Verirrer und Zuspätkommer weiß ich um den Nutzen von gespeicherten Zielkoordinaten sowie der, für die vorausseilende Entschuldigung der Verspätung notwendige Telephonnummer. Das alles klappt unkompliziert über Bluetooth, funktioniert tatsächlich sofort, man muss nur bestätigen, dass die Codes auf beiden Endgeräten übereinstimmen. Dem erhöhten Stromverbrauch kann man begegnen, indem man es in die USB Steckdose im Handschuhfach stöpselt, und dass das Vio einen eigenen GPS Empfänger besitzt, vermindert den Stromverbrauch ohnehin.
Was einem im Gegenzug erlaubt, den TomTom nach den fünf Stunden versprochener und gehaltener Laufzeit an den Stromkreis der MP3 zu hängen, je nach genutztem Mobiltelephon können es aber erfahrungsgemäß deutlich mehr sein. Nicht schlecht für ein System, das sich eigentlich als Roller Navi versteht, also ursprünglich für Kurzstrecken konstruiert wurde.
Und weil man mit dem Roller meist eher die Abkürzung als die Autobahn nutzt, hält die Voreinstellung „kürzeste Strecke“ dann eben auch genau das, was sie verspricht. Nicht kürzeste Zeit also, sondern die möglichst direkte Annäherung ans Ziel. Wobei der Zeitunterschied zwischen „kürzester“ und „schnellster“ durchaus gegen Null gehen kann, wies das Display in Ilz noch eine Ankunftszeitdifferenz von einer Stunde aus, waren es am Ziel nur noch ein paar Minuten.
Na ja, woher soll TomTom auch wissen, dass sie mir mit der landschaftlich wertvollen Route nicht nur einen ästhetischen Genuss beschert, sondern auch die Möglichkeit gegeben haben, das überarbeitete Fahrwerk und den stärkeren Motor der MP3 500 auf Herz und Nieren zu testen. Dabei hilft das übersichtliche Display des Vio ungemein, die Route wird ein paar Kilometer im Voraus projiziert, auf Abzweigungen einerseits gesondert mit einer Entfernungsangabe am unteren Rand hingewiesen, andererseits zeigt die deutlich markierte Route erstaunlich genau an, welche Straße zu nehmen ist, wenn mal wieder mehrere Möglichkeiten zur Auswahl stehen.
Und, was mir erst später aufgefallen ist, weil ich mich fragte, wer oder was denn da im Handschuhfach sprach, natürlich gibt es auch akustische Hinweise! Wie gesagt, ich bin blutiger Anfänger auf dem Gebiet der elektronischen Orientierung, ist aber beim TomTom Vio, wie Piaggio es mir am Piaggio MP3 500 HPE Business nähergebracht hat, gar kein Problem.
Ist auch für mich leicht zu programmieren gewesen und die Sprachanweisungen haben sich überhaupt ganz ohne mein Zutun ins Spiel gebracht. Unglaublich übrigens, wie genau dieses Gerät meine Vorlieben bei der Routenwahl erkannt hat, noch unglaublicher ist allerdings, dass die Dinger offensichtlich jeden noch so unscheinbaren Feldweg kennen und in die kürzeste Route einbauen. Auch die Stimme aus dem Handschuhfach war nicht unsympathisch, was ich allerdings nicht verstehe ist, dass es anscheinend immer noch kein System schafft, Orts- oder Straßennamen in fremden Zungen korrekt auszusprechen. Kann doch kein Problem sein, liebe Programmierer, wenn ich eine lokale SIM Karte im iPhone stecken habe, kann´s ja plötzlich auch sogar die kompliziertesten italienischen Wörter richtig betonen, kann doch nicht so schwer sein, diese Informationen zusammenzuführen, oder?!
Ich bin also zeitgerecht und ziemlich direkt im Hotel Mitra in Ptuj angekommen, auf der Karte schaut die Route ab Großwilferstdorf beinahe aus, als hätte man sie mit dem Lineal gezogen. Dabei hat die liebe Vio auch noch, auftragsgemäß, große Straßen vermieden und mir dabei einige der schönsten Gegenden von Südost- und Untersteiermark nähergebracht. Sehr appetitanregend übrigens, weswegen ich nach dem Einchecken gleich mal ein lukullisches Menú beim Ribič am Drauufer zu mir nehme, großes Kino, moderne Küche, traditionelle Stajrska Gastfreundschaft.
Praktischerweise liegt gleich ums Eck das Minoritenkloster, dank Josef Zwo steht profaner Nutzung längst nichts mehr im Weg, derzeit ist es etwa eine der Spielstätten des Arsana World Music Festival . Das zehnte Mal schon hat Mladen Delin einen atemberaubenden Lineup auf die Bühnen gebracht, Musiker aus aller Welt hat er in seine Heimatstadt gelockt, eine reife Leistung, viel Geld gibt´s in der zwanzigtausend Einwohner zählenden Gemeinde nämlich nicht zu verdienen.
Umso beeindruckender ist dafür das kulturelle Angebot hier im Sommer, abgesehen von Musik gibt´s auch noch moderne Kunst und ein Literaturfestival , auch das Stadttheater braucht sich nicht zu verstecken!
Okay, erster Auftrag erledigt, es folgt der zweite Streich, nun muss ich nach Jeruzalem. Sie haben es natürlich schon bemerkt, das „Z“, vielleicht huldigen sie ja auch Bacchus, dem Gott des Weines, dann wissen Sie schon, es geht um jenes in der Untersteiermark vulgo Spodnja Štajerska, konkret in den östlichen Windischen Büheln. Die haben die Römer seinerzeit der Provinz Pannonien zugeschlagen, wo sich später bekannter Massen die Magyaren eingenistet und ihr Ungarn etabliert haben, später Transleithanien und Teil der Habsburgermonarchie. Die hatte alle Hände voll damit, die Osmanen vom christlichen Abendland fernzuhalten, in jene weiten Ebenen, aus denen sich die Gefahr für das Europäische Feudalsystem von Gottes Gnaden näherte, blickt man hier ständig und von jedem Hügel.
Und schon früh hat man sich der Fürsprache der Heiligen Maria von Jerusalem versichern wollen, und ihr ergo dessen das Kirchlein oben am Berg geweiht, von dem man weit ins ex-ungarische, jetzt endlich eindeutig kroatische Draufeld bei klarem Wetter bis hinunter zur Vereinigung mit der Mur sieht. Und weil die Moslems eben erfolgreich hintangehalten werden konnten, gedeiht der Wein hier nun besonders gern, wird gehegt, gepflegt und, no na, auch gern getrunken.
Ich mach´s kurz, meine erste Anlaufstelle war Herr Dr. Weigl, der nach langem hin und her nach dem Ende des kommunistischen Jugoslawien einen Teil der Familiengüter in Luttenberg/Ljutomer zurückerhalten hat. Seine Verwandten hat er mangels Interesse großteils ausbezahlt, vor allem die Weinberge wollte er dringend um seine Leidenschaft ausleben zu können. Die brennt natürlich für den Wein, der Luttenberger war mal ein Begriff, aber auch zur alten Heimat hegt er ein inniges Verhältnis.
Und ist daher der ideale Fremdenführer in der Weinbauregion Ormoz-Jeruzalem. Weil: bei aller Liebe, die MP3 ist zwar ganz hervorragend geeignet, die Weingüter von Samo Kupljen, der Familie Puklavec oder den Keller von Verus zu besuchen, nur das Kosten kommt dann leider zu kurz. Also habe ich mich abends chauffieren und wieder in die herrliche Unterkunft bringen lassen, auf dass ich tagsüber die kurzweilige Gegend erkunden konnte, auch wenn das Wetter mehr dem Wein als mir und meiner Piaggio gut gesinnt war.
Andererseits wäre ich sonst weder in die Lage gekommen den Wetterschutz der Piaggio MP3 500 HPE Business zu würdigen, auch den Vorteil zweier Vorderräder auf verschmutzten Straßen hätte ich nicht so ausgiebig nutzen können. Die kleinen Traktoren, die gerade noch zwischen die engen Rebzeilen passen, drehen nämlich gerne auf der Straße um und entledigen sich dort des Lehms in den Reifen, auch die beim Abbiegen weit ausscherenden Anbauten am Heck können zu plötzlichen Notbremsungen führen. Gut zu wissen, dass wir ein paar Sicherheitsreserven in der Hinterhand haben!
Zu guter Letzt stand noch eine Visite bei Dveri Pax auf dem Programm, dem Winzerhof des Stiftes Admont. Dieses, als erste Klostergründung der Erzbischöfe von Salzburg, liegt übrigens nahe der Mur, die, das nur nebenbei, im Lungau ihre Quelle hat und so auch die Herrschaft der Salzburger vom 9. bis zum 16. Jahrhundert erklärt, als es die Habsburger samt des Umlandes kauften.
Mit dem Winzerhof und den Besitzungen von Dveri Pax haben die feinen Herren im Dienste des Herren sichergestellt, dass sie nicht Durst leiden müssen, nach erfolgter Restitution dürfen sich auch gewöhnlich Sterbliche am Bischöflichen Tropfen laben.
Stets um angemessene Qualität ihrer Messweine bemüht, haben die Admonter Herren mit Samo Simonič einen Manger eingestellt, der nicht nur studierter Agronom und Bodenkundler ist, sondern auch noch in Sichtweite der Kirche von Jeruzalem aufgewachsen ist. Wo Dveri Pax übrigens natürlich auch Weingärten hat, genau wie in Kapela an der Drau, Besuche vor Ort erledigt er vorzugsweise mit seiner, erraten, MP3 500. Überschwänglich erzählt er vom Gefühl der Freiheit, das er empfindet, wenn er mit der Piaggio statt mit dem komfortablen Dienstauto in den Weinbergen unterwegs ist, auch, dass man mitten hinein fahren kann in die Zeilen und stehen bleiben, ohne schmutzige Schuhe in Kauf nehmen zu müssen, das kann das Auto nämlich nicht.
Zugegeben, in seinen Oberklassekombi passen natürlich wesentlich mehr Flaschen als unter den Sitz der MP3, doch dann schlichtet er den Inhalt von zwei Kisterln in die Höhle unter der, beim neuesten Modell noch komfortableren, Sitzbank. Bis auf eine, die mussten wir stante pede leeren, mitten im Weinberg. Und dann bin ich, immer der Route folgend, die Samo und/oder der TomTom mir empfohlen haben, auf romantischen Nebenstraßen herrlich entspannt über Radkers- und Riegersburg, stets von Weinbergen und Kukurruzfeldern begleitet entlang der alten Reichsgrenze von Trans- und Cisleithanien gen Norden gewedelt.
Wirklich köstlicher, anders geratener Reisebericht – der noch dazu das Leben Einspuriger (besser Eineinhalbspuriger) näher bringt!