Der Sommer startet dann, wenn Roland zu den Vespa Days Pörtschach ruft. Punktum. Die Eisheiligen sind Vergangenheit, das warme Türkis des Wörthersees die Gegenwart und alle Anstrengungen des Vespa Club Pörtschach haben sich gelohnt. Die Vespa Days Pörtschach haben sich schon im zweiten Jahr als Fixstern am Vespa Himmel etabliert, die Akzeptanz der Vespisti jedenfalls bestätigt das Konzept.
Pörtschach am Wörthersee
Irgendwie hat heuer alles perfekt gepasst. Strahlender Sonnenschein von Donnerstag bis Sonntag, sommerliche Temperaturen und zur Abkühlung der erhitzten Gemüter gab es täglich einen intensiven Schauer, wie er eben im Süden üblich ist. Pörtschach hat sich herausgeputzt, erstaunlich viele Gäste bevölkern den Ort in der Vorsaison, Restaurants und Bars laden die Vespisti zum Verweilen ein.
Parallel läuft zu den Vespa Days die Karawanken Classic Rallye, was mir mit den Hunderten Vespas dann das Gefühl gibt, irgendwann in den 50er oder 60er Jahren des letzten Jahrtausends im Hotspot des Jet-Sets aufgewacht zu sein. Es wird was getan am Wörthersee. Nicht mehr intergalaktische Megaevents in Zeiten des Sonnenkönigs, sondern Veranstaltungen, in denen Gäste und Freunde des Sees selbst im Mittelpunkt stehen. Man hat den richtigen Maßstab wiedergefunden, die Balance zwischen Aktivität und der Pracht der Landschaft. Auch wenn der Slogan „Urlaub bei Freunden“ bereits Geschichte ist, genau so fühlen sich die Vespa Days Pörtschach für mich an.
Balance Hotel
Die Vespisti des Jahres 2018 sind nicht mehr die mobilisierte Nachkriegsgeneration. Die Vespa hat sich zum Kultobjekt entwickelt, egal ob detailgetreu restaurierte Schaltvespas der beschriebenen 50er und 60er Jahre oder bärenstarke 300er Automatikvespen, die in jedem erdenklichen Detail getuned und auf Leistung getrimmt sind. Die Liebe zum Roller hat alle erfasst, vom Twen bist zu Ehepaaren und Pensionisten, was sich natürlich auch in den Vorlieben beim Wohnen und Essen niederschlägt. Und ich haben es auch heuer, so wie letztes Jahr im Parkhotel, wieder exzellent erwischt.
Familie Grossmann empfängt mich in ihrem fantastischen Haus über Pörtschach, von wo man bis nach Velden und noch weiter blicken kann. Das 4Stern Superior Hotel Balance (man möchte fast Refugium sagen), erstrahlt frisch renoviert und neu ausgebaut, was offensichtlich auch der Prominenz aus Kultur und Sport nicht verborgen sein dürfte. So ist die Deutsche Nationalmannschaft während der Vespa Days Pörtschach zu Gast (jetzt darf ich es ja sagen…), bevor sie von den Österreichern mit einer Niederlage unter die Dusche geschickt wird. An der Qualität des Essens kann es jedenfalls nicht gelegen haben, aber vielleicht hat die Truppe von Jogi Löw 3 mal nachgeholt und das Dessertbuffet gestürmt, statt den österreichischen Strafraums!
Vespa Days Pörtschach
Trotz der Vorzüge der Hotellerie und Gastronomie, der Lockungen des Sees und der Berge, Mittelpunkt des Vergnügens bleibt die Vespa! Hilfreich für meine Motorisierung war auch heuer wieder Helmuth Riedel, Frontman der 2-Radlegende Kropfisch in Klagenfurt. Ein Hilferuf aus Wien und eine Vespa 300 GTS Supersport in Giallo Geliosa war meine Braut, hübsch gemacht mit einem Carbon Akrapovic und vielen schönen Manufakturteilen aus dem Hause Rizoma. Und auch ihr Charakter war sehr sportlicher Natur.
Der Mittwoch wird locker eingerollt, schwungvoll durch das wunderschöne Rosental, schon tief im Süden Kärntens. Lobend muss man das Fahrerteam des Vespaclubs Pörtschach erwähnen, das immer Herr der Lage war. Und das auch bei bestem Besuch (am Donnerstag sollen es 260 FahrerInnen gewesen sein, Samstag sicher über 300), so dass immer die Sicherheit der Teilnehmer gewährleistet wurde. Ein Dank auch an die Teilnehmer, die wirklich diszipliniert zur Sache gingen und auch im Pulk Erfahrung und Weitsicht gezeigt haben.
Höhepunkt war für mich heuer der Dobratsch Audax, also eine Auffahrt auf die Villacher Alpe, limitiert auf 200 Teilnehmer, die den Berg im 10 Sekunden Inverallen erklommen. Über Feldkirchen und den traumhaften Ossiacher See ging es moderat gefahren gemeinschaftlich an den Fuß des Berges, wo Aufstellung genommen wurde. Ausgemacht war: Strikter Start nach Startnummer und zu erzielen war eine fiktive Durchschnittszeit, die Master of Ceremony Roland Daumen mal Pi zu errechnen suchte, denn eine offizielle Zeitnehmung war aus Sicherheitsgründen nicht vorhanden (oder erlaubt).
Praktisch umsetzbar war diese Taktik dann aber nicht ganz. Dutzende GTS 300, deren technischer Status wohl einer Moto GP Maschine nahe kam, Fahrwerke, einstellbar auf Temperatur, Asphalt oder gar Höhenlage. Wagemutige Ritter der Moderne, die bei der Zahl 10 zu zählen aufhören, wenn sie nur in die Nähe einer Startflagge kommen.
Ich übertreibe ein wenig, wenngleich ich den Verdacht habe, dass keiner der schnellen Gesellen auch nur ansatzweise in die Nähe einer Durchschnittszeit kam. Teilweise tolles fahrerisches Niveau und auch am Berg vorbildliche Disziplin. Wird es enger, sind langsame Fahrer unterwegs oder mahnt ein Tempolimit, wird generell wieder zugemacht. Brav, meine Herren!
Der Samstag ist der Tradition gewidmet. Alpe-Adria, ein Ausflug nach Tarvis, Schmankerl aus der Region und ein Meet&Greet in Italien. So haben schon die 2 Vespa Days Pörtschach ihre eigene Legende, die sich in den nächsten Jahren noch weiter verfestigen wird, immer garniert mit neuen Ideen, von denen ich mir in den nächsten Jahren noch einige Gustostückerl erwarte.
Fazit
Jeder ist willkommen, egal ob Schalter oder Automat, egal aus welcher Nation oder welcher Sprache. Die Vespa Days Pörtschach sind keine elitäre Veranstaltung, sondern ein wunderbares Come-together von Vespa Enthusiasten, die auch auf Genuss, Landschaft und Geselligkeit wert legen. Egal, ob den ganzen Winter an der Einspritzanlage herumgetüftelt hast oder deine Alltagsvespa in den Süden ausführst, jeder freut sich über deine Teilnahme.
Ich kann die Vespa Days Pörtschach auch sehr Einsteigern ans Herz legen, die ein paar Tage Sonne mit ihrem vielleicht ersten Vespa Treffen verbinden wollen. Kein Vespista wir überfordert und das Team des Vespa Club Pörtschach schaut auf dich.
Eben ganz wie in einer famiglia italiana!