Die Vespa 946 – ein Prachtstück aus Italien, das ein wenig zwischen den Welten, der Vergangenheit und Gegenwart, hängen bleibt.
Nicht jeden Tag habe ich das Vergnügen, eine Ikone auszuführen, noch dazu eine solch elegante Schönheit wie die Vespa 946. Entstanden aus der Designstudie Quarantasei, ist die 946er eine Huldigung an die erste Vespa aus dem Jahr 1946, dem Meisterstück des Konstrukteurs Corradino D´Ascanio.
Deutlich wird dies insbesondere an der eleganten Vespentaille, die dem Piaggio Roller erst seinen Namen verlieh. Edel die Materialien, formidabel die Verarbeitung, brilliert die 946er als Lehrbeispiel italienischer Handwerkskunst und exquisiten Geschmacks.
Aber nicht nur in optischer Hinsicht überzeugt meine Black Beauty, vielmehr auch in technischer. Verbaut ist der neue 3 Ventil 125ccm Motor, ebenso wie ABS an der Scheibenbremsanlage und ASP, falls die 11 PS einmal zu viel sein sollten.
Und wer fragt bei einer solch rassigen Schönheit schon nach praktischen Vorzügen. Stauraum bietet ein Kasten, aber keine bella macchina. Ein Fach für die Papiere muss genügen, wer das Design misshandeln will, darf ein kleines feines Topcase montieren. Überhaupt folgt hier die Funktion mehr Form, und solvente Vermögensverhältnisse sind Grundvoraussetzung zum Erwerb dieser Ikone.
In dynamischer Hinsicht läßt sich die 946 wenig vorwerfen, wenngleich der längere Radstand im Vergleich zur Sprint etwas die Wendigkeit nimmt. Positiv formuliert läuft die 946 sehr stabil auf der Geraden und auch im kurvigen Geläuf, vielleicht etwas straffer abgestimmt, was aber der äußerst bequeme Schwungsattel (auch in kuschliger Paarkonfiguration) wieder ausgleicht. Auch auffallend, dass die Motor-Variomatik Kombination hier weniger auf Spritzigkeit ausgelegt ist als in der Vespa Sprint mit gleichem Motor.
Bestens angezogen ist der Connaisseur aber auf jeden Fall, ob vor dem Hotel Sacher oder dem Casino Monte Carlo. Mir persönlich fehlt aber ein wenig der praktische Nutzen eines Motorrollers, vielleicht auch der Punch, den eine 300er entwickelt und der der Vespa 946 hervorragend zu Gesichte stünde. Das Fahrwerk würde die doppelte Leistung jedenfalls leicht verkraften.
So bleibt die 946 für meinen Geschmack ein wenig zwischen den Welten, der Vergangenheit und Gegenwart, hängen. Sie bleibt, was sie letztendlich ist. Ein Prachtstück der Italianita`, ein in Stahl und Aluminium gegossenes Statement des guten Geschmacks.
Erschienen im wirtschaftsblatt.at am 18.08.2014