Highlight jeder Vespa Saison sind für mich die Vespa Alp Days in Zell am See. Vespa Treffen gibt es zwar viele, aber keines kann dem Familientreffen im Herzen Österreichs das Wasser reichen. So ausgefeilt ist das Programm, so eingespielt der Ablauf dank des Teams um Franz Schmalzl. Und trotzdem bleiben die Vespa Alp Days eine lockere Zusammenkunft von Vespa Freaks, dieses Jahr aus 18 Nationen.
Zum 70sten Geburtstag der Vespa wurde das Programm auf 7 Tage verlängert, gerade recht im 7ten Jahr der Veranstaltung. Die Verlängerung zum Anfang der Woche ist ein Tribut an die vielen Vespisti, die ihren ganzen Urlaub rund um die Veranstaltung bauen und teilweise beträchtliche Anreisen, meist auf eigener Achse, in Kauf nehmen oder besser genießen.
Mein Einstieg begann heuer am
Donnerstag, 9. Juni 2016
Die Vespa GTS 300ie Touring ist gepackt, die Route von Wien über Heiligenblut am Großglockner nach Zell am See penibel geplant. Dann höre ich die Nachrichten, über Sturmfronten, die vom Westen über das Land ziehen, und werfe einmal das Handtuch, und besteige ohne Vespa das Auto. Warmduscher, werdet ihr sagen, und ihr habt recht. Denn viele der Vespisti trotzen dem Wetter und knattern aus aller Herren Länder vom Regen gepeitscht nach Zell am See.
Trotzdem, die Fluten auf der Westautobahn geben wir recht, und ich war dann wohl auch nicht der einzige, der vier Rädern den Vorzug gab.
Zell am See empfängt mich zwar nass und kühl, aber das Hotel Heitzmann mitten im Ort kompensiert den leichten Frust über die suboptimalen Bedingungen. Und auch die hunderten Vespisti scheinen die Sonne im Herzen zu tragen. So locker und freudlich ist die Stimmung in der Bahnhofstraße. Vespa und Vespa reiht sich im Zentrum.
Das Publikum würde ich als gesetzter beschreiben, jedenfalls erhöhe ich den Alterschnitt nicht. Die Vespisti scheinen mit ihren Rollern eine immerwährende Ehe eingegangen zu sein, man kennt sich aus der Jugend und verbringt das Leben miteinander, auch wenn so mancher vielleicht in zweiter Ehe mit einer 300er GTS verheiratet zu sein scheint. Es kann sich aber auch um die Automatik-Geliebte handeln.
Das leidige Dauertheme Schalter oder Automatik spielt jedenfalls in Zell am See keine Rolle. Jeder ist gerne gesehen, jede Vespa bekommt die Aufmerksamkeit, die sie verdient.
Freitag, 10. Juni 2016
Der Wettergott hat Erbarmen. Ein strahlend schöner Tag. Noch schnell ein oder zwei Espressi und der Grid vulgo Bahnhofstraße füllt sich mit einer bunten Horde von Fans, von Knattern bis Böllern ist alles dabei, und es duftet nach 2-Takt, so wie es sein muss!
Mir wird noch von Vespa Kirchner eine brandneuen schwarzen Vespa GTS 300ie angemessen, mit der Bitte, sie pfleglich einzufahren und tunlichst nicht zu schrotten! Danke an Willi Nindl für die großzügige Unterstützung!
Die erste gemeinsame Ausfahrt führt uns dann über Saalfelden und Lofer zur Steinplatte, und dann weiter ins Heutal nahe der deutschen Grenze. Bemerkenswert ist für mich die Disziplin der Fahrer, die sich der Gruppe (besser Masse) anpassen und passiv mit rund 60km/h Richtung Tirol rollern. Die Gruppendynamik unterbindet jede Art von Agressivität und die Guides rund um Franz Schmalzl beherrschen ihr Handwerk. Wie Hirtenhunde umschwirren sie den Tross, sperren Zufahrten, halten den Verkehr auf, helfen wenn es sein muss. Hier sieht man die Routine und Erfahrung der Truppe. Und die Guides sind auch die einzigen, die 60km/h überschreiten, wenn sie vom letzten Lamm zum Leithamel vorpreschen. Danke für das sichere Geleit!
Im Heutal löst sich der Tross ein wenig auf, jeder genießt den Sonnentag wie er möchte, manche erkunden schon das Terrain der nächsten Ausfahrt.
Der Nachmittag klingt in Zell am See locker aus. Es herrscht fast italienische Atmosphäre. Voll besetzte Cafes, Bars und Restaurants. Das beste, was Zell in der Vorsaison passieren kann. Trotzdem beherrscht ein Thema das bunte Treiben: Der Großglockner!
Samstag, 11. Juni 2016
Höhepunkt der Vespa Alp Days ist Großglockner Audax, wobei die Bezeichnung insoferne irreführend ist, als dass nicht im geschlossenen Verband die Großglockner Hochalpenstraße befahren wird. Nach dem Start in Zell am See wird der Vespa-Pulk über Bruck bis nach Ferleiten geführt. Ab der Mautstelle ist aber jeder Fahrer aus sich gestellt.
Der Audax 2016 führt noch vor dem Start in Zell zu Diskussion unter der Fahrern, denn es regnet. „Foahrst? Oda foahr ma liaba ned?“ An Ende starten dann doch alle, mehr oder minder vermummt, denn es regnet und so mancher sieht sich schon in einem Schneesturm am Großglockner unter einer Lawine begraben.
Aber so schlimm kommt es dann doch nicht. Ab Ferleiten lässt der Wettergott Gnade walten. Der Regen endet und die Auffahrt gestaltet sich so unproblematisch wie lustvoll. Nebelschwaden umgeben die Fahrer, lassen aber doch einen Blick auf die Giganten der Tauern zu.
Am Fuschertörl herrscht Stimmung wie in einem Vespennest und die Gulaschkanone bullert vor sich hin. Die unerwartet guten Bedingungen und die teils auftrocknende Fahrbahn verleiten dann noch zu einem Ritt über das Hochtor hinunter Richtung Heiligenblut und wieder hinauf zum Dach der Tour, der Kaiser-Franz-Joseph-Höhe. Nur der Glockner bleibt für die Helden der Landstraße verhüllt.
Nachmittags reiten die Vespisti wieder im Pinzgau ein, jeder ein Held der Alpenquerung, wie Hannibal, nur statt Elefanten mit kleinen knatternden Rollern aus Italien! Ein erlebnisreicher Tag, der im freudschaflichen Trubel rund um den Hauptplatz endet.
Sonntag, 12. Juni 2016
Für mich heißt es wieder Abschied nehmen von den Vespa Alp Days. Zumindest für dieses Jahr, denn ich komme mit Sicherheit wieder, um sie zu treffen, mit ihnen zu plaudern, mit ihnen Touren zu fahren. Den vielen Mitgliedern der Vespa Family!
Danke für die großzügige Unterstützung durch Vespa Kirchner (insbesondere Willi Nindl), die freudliche Mannschaft des Hotel Heitzmann, Zell am See – Kaprun Tourismus, und last but not least Franz Schmalzl und seinem Team!