„Motorsport wie damals“ steht in der Ausschreibung des Vienna Racing Clubs für die Ventilspiel 2016. Ich denke gleich an Helden des österreichischen Motorsports. Jochen Rindt, Dieter Quester, Dr.Helmut Marko vielleicht oder den frühen Niki Lauda. An wilde Rennen auf Flugplätzen, Bergrennen oder Wertungsfahrten.
Damals, als Motorsport noch von Gentlemen-Fahrern betrieben wurde, Männern wie Gunther Philipp, die elegant im Privatwagen Richtung Aspern fuhren, einen Nachmittag am Flugplatz fürchterlich Gas gaben und dann auf einen Drink in die Eden zurück in die Stadt.
Solche Assoziationen machen sich breit, wenn ich an den Motorsport in den 1960er Jahren denke, in denen das Brüllen eines 12 Zylinders noch Applaus hervorrief und keine Buhrufe radfahrender Veganer.
Viel hat sich seit dem getan, die Zeiten haben sich gewandelt, aber für mich ist das waidwunde Brüllen des 12 Zylinders für immer in die Gene gebrannt, der Duft des heißen Gummis, die rhythmische Gasstöße, um die Motoren zu wärmen.
Gibt es nicht mehr, sagt der eine. Gibt es doch, sag ich. Deshalb mache ich mich auf nach Spielberg im Murtal, zum Österreichring, der heute nach erfolgter Rettung Red-Bull-Ring heißt. Eingeladen bin ich von Freunden, die selbst Benzin im Blut haben, die den Geist der 1950er und 60er Jahre nie verloren haben, vielleicht deshalb, weil sie vielleicht die stärksten Motorsport-Gene überhaupt tragen, nämlich Abarth.
Schon am Parkplatz erwartet mich das Brüllen, das über die Haupttribüne wogt wie eine Welle, zuerst leise, sich schnell nähernd, dann wieder abnehmend am Ende der Start-Ziel Gerade, sich dann im Geschlängel am Berg wieder zu verlieren. Der Ring selbst hat sich zu einem Erlebnispark entwickelt. Brandneu alles, cool und großzügig gestaltet, die Zielgerade untertunnelt, so dass man ich in der Boxengasse wiederfindet, dort, wo zumindest bei der Ventilspiel alles wieder so ist, wie es immer war.
Offene Türen, freundliche Menschen. Keine Security, keine Absperrunge, Motorsport zum Anfassen, Spüren und Hören. Jeder ist willkommen, man kennt sich, schüttelt Hände, winkt einander zu. Hinter der Boxengasse sind die provisorischen Garagen der Rennställe aufgebaut, meist nur ein Zelt, unter dem das gehegte und gepflegte Tier. Man kann die Fahrzeuge anfassen, mit den Fahrern plaudern, die freundlich alle Fragen rund um die Technik beantworten.
So wie auch Abarth, die eine eigene Box bewohnen, vor der diverse Juwelen aus der aktuellen Kollektion stehen, gekrönt natürlich von 124er Spider. Wer testfahren will, bekommt den Schlüssel gereicht. Auch hier scheint sich jeder zu kennen, das Du-Wort ist obligatorisch und Martin Schlorhaufer ist Master of Cerimony!
In der Box selbst warten ein Abarth Punto Evo im Renntrimm sowie ein knistender 124 Spider auf Gäste, um eine Hotlap zu genießen, vielleicht der Höhepunkt des Tages. Die Wahl fällt schwer, denn die Überrollbügel des Punto suggerieren gesteigerte Ambition, dann entscheide ich mich für den 124er Spider. Den Rennhelm über das Haupt gestülpt, instruiert mich Michael über unser Vorhaben. 3 Runden zuerst vor, dann hinter dem Pulk.
Der 1400er Turbo ist durvch den Helm nur gedämpft zu hören und raus geht es aus der Boxengasse. Michael flippert die 6 Gänge an den Paddles durch, der Turbo schiebt an. Mit 170, 180 balleren wir den Berg hinauf, Bremspunkt. Der Spider stabil und fast zahm. Michael lenkt ein und drückt „the pedal to the metal“. Sauberer Druck, ein Heckschlenker am Kurvenausgang. Michael erweist sich als Virtuose des Gaspedals, da kann nicht einmal ich meckern. Sehr saubere Linie, mächtige Cojones in den langen Kurven, da gibt Michael richtig Druck und dem Spider gefällt es. Fast wie High-Speed Carven im Pulverschnee.
Ich empfinde den Wagen als fantastisch abgestimmt, sicher auf der sportlichen Linie, nicht aber Hardcore. Überfordert niemand, ist nicht tückisch, Könner haben aber mächtig Spaß, so cosy wie der Spider mit 180km/h durch die Kurven fetzt! Und mit dem Schwanz wedelt er auch, wenn er sich freut!
Breaks? Brembo! Limitiernder Faktor sind hier wohl eher die Reifen, sicher nicht die Brembos! Standfest für den Ring, besseres kann man wohl nicht sagen.
Jedenfalls ein heißes Versprechen für demnächst, wenn ich ihn mir krallen, den Abarth 124 Spider! Österreich Premiere ist übrigens der 21.Oktober 2016. Dick im Kalender eintragen und zum Dealer eures Vertrauens gehen. Zahlt sich aus!