Nachhaltigkeit. Innovation. Vernetzung. Begriffe, die 2016 Trend sind. Genau so, wie Elektro-Fahrräder (Pedelecs) in den letzten Jahren einen enormen Aufschwung erlebt haben und zum Must-Have der urbanen LOHAS wurden.
Piaggio steigt 2016 auch in diesen Wachstumsmarkt ein und präsentiert das Piaggio Wi-Bike, das aber einen Schritt weiter geht, und neben den bekannten Vorzügen eines Pedelecs das Thema Vernetzung ins Spiel bringt. Wie das funktioniert, haben wir in einem zweiwöchigen Test erprobt.
Das Rad
Zum Test stand eines der ersten Piagio Wi-Bikes in Österreich zur Verfügung, konkret die Version Piaggio Wi-Bike Active Plus, Herren, Nuvinci Mechanic, in Matt Green mit der Rahmengröße M, das einen Verkaufspreis von EUR 3.699.- ausweist. Ein Preis, der sich bei E-Bikes wohl irgendwo im gehobenen Mittelfeld bewegt.
Dafür bekommt man aber auch einiges geboten. Das Design orientiert sich in seiner geschwungenen Form mit dem relativ langen Radstand ein wenig an Beachcruisern, gepaart mit italienischer Finesse in der Gestaltung und Details. Das Fahrgefühl hingegen hat mit einem Cruiser weniger zu tun und tendiert eindeutig in Richtung Sport, wobei die richtige Wahl des hydrogeformten Alurahmens gerade bei diesem Rad essentiell erscheint.
Die Größe M enspricht gefühlt einer Körpergröße von 175-180cm. Das ebenfalls kurz gefahrene Wi-Bike der Größe L bleibt der Garde vorbehalten. Ein ebenfalls testweise gefahrenes Piaggio Wi-Bike Comfort erlaubt eine aufrechtere und weniger gestreckte Sitzposition, die durch einen in der Neigung verstellbaren Lenker noch weiter entspannt werden kann.
Aber: Auch als Dauer Vespa- und wenig Radfahrer war die Position auch auf längeren Touren so, dass ich weder Probleme mit dem Rücken, noch mit dem Allerwertesten bekam. Dafür ein dickes Plus, welches auch ein Verdienst des hervorragenden Ledersattels zu sein scheint.
Auch der Antrieb ist ein Quell der Freude. Es kommt ein Nuvinci N360 CVT Getriebe mit Zahnriemen zum Einsatz, gesteuert über Nuvinci Harmony Schalteinheit. Ganz schön viel Technik, kurz erklärt: Das Piaggio Wi-Bike verfügt über eine stufenlose Schaltung, die über einen Drehgriff fein und vollkommen unkompliziert gesteuert wird.
Der Zahnriemen selbst beugt schmutzigen Hosenbeinen vor und ist dermaßen straff, dass ein Riemen- bzw. Kettenwurf wohl auszuschließen ist. Alles also trotz sehr viel Technik sehr einfach in der Nutzung, auch für Einsteiger oder Technikverweigerer.
Gebremst wird das Piaggio Wi-Bike mit wirklich exzellenten Shimano Scheibenbremsen vorne und hinten. Die packen ordentlich zu und sind im Vergleich zu Backenbremsen ein Segen. Auch hier also, High-Tech für Easy-Useage.
Noch so ein Detail des Wi-Bikes: Es ist mit 28Zoll Continental Puncture Protection Reifen ausgerüstet, die einen klassischen Patschen zumindest unwahrschienlicher machen.
Gefedert wird das Rad über eine Monoshock Telegabel vorne mit ein wenig Federweg. Hier merkt man, dass Modell Active Plus für Sportfahrer konzipiert wurde.
Herzstück ist aber natürlich der von Piaggio selbst produzierte Elektromotor mit einer Maximalleistung von 250 Watt und einem maximalen Drehmoment von sagenhaften 50Nm. Gefüttert wird der Motor von einem Samsung Lithium-Ionen Akku-Pack mit 418 Wh, die eine maximale Reichweite von 120km garantieren sollen, abhängig natürlich von der nötigen Unterstützung des Motors.
Die Unterstützung selbst kann in 3 Stufen am Rad selbst geregelt werden: Eco, Tour, sowie Power (und Walk). Bei gemischter Fahrweise über rund 65km hatte der Akku dann eine geschätzte Restreichweite von vielleicht 20-30km, wobei die Unterstützung auf Maximum eingestellt war. Die Reichweitenangabe erscheint also realistisch.
Und die Reichweitenangaben sollten auch ernst genommen werden, denn: Ein Pedelec ist wesentlich schwerer als ein konventionelles Rad und daher ohne Unterstützung schwerer zu treten. Und Aufladen während eines Ausfluges ist nicht. Der Akku ist zwar herausnehmbar, bzw alternativ direkt im Rad ladbar, nur habt ihr das Ladegerät mit?
Wird die Geschwindigkeit von 25km/h übrigens überschritten, stellt der Elektromotor die Unterstützung ein. Eine Software Sperre, da das Piaggio Wi-Bike sonst angemeldet werden müßte.
Dauergeschwindigkeiten von 22-25km/h auf ebener Strecke sind übrigens realistisch, was dann mit Ampeln und anderen Hindernissen des Straßenverkehrs immer noch für Schnitte von bis zu 20km/h reicht. Langsam ist man also nicht unterwegs und man kommt entspannt und trocken an, soferne es nicht regnet.
Connectivity
Neben den überzeugenden technischen und fahrerischen Argumenten sticht das Piaggio Wi-Bike allerdings mit seiner Connectivity hervor, ein Feature, das man bei der Konkurrenz vergeblich sucht.
In der Batterieeinheit ist ein GPS-Sender eingebaut, der die Position und die Bewegung des Pedelecs jederzeit korrekt mißt und eine Reihe von Informationen an das per Bluetooth angebundene Mobile-Phone sendet.
Das Piaggio Wi-Bike kann sowohl mit der boardeigenen Steuerungseinheit betrieben werden, als auch mit dem connected Phone. Entfernt man aber die Infoeinheit des Rades, wird dieses betriebsuntauglich, und kann nicht mehr gefahren werden. Trotzdem empfehle ich ein sehr gutes Schloss, um das Schmuckstück diebstahlssicher zu machen! Zu fesch, zu verlockend ist das Wi-Bike!
Die Piaggio App für das Wi-Bike erlaubt es dem Fahrer, unterschiedlichste Variablen einzustellen und abzurufen. Insbesondere ist die elektrische Unterstützung nocheinmal in weiteren 10 Unterstufen zu justieren, abgesehen von den 3 Fahrprogrammen.
Das Rad meldet Distanzen, Geschwindigkeiten, Kurbeldrehungen und auch den Kalorienverbrauch, wobei die Daten auch um die Herzfrequenz erweitert werden kann, soferne ein Pulsmesser (der nicht im Lieferumfang enthalten ist) angeschlossen wird. Eine mobile Intensivstation quasi, die nicht nur das Rad, sondern auch den Radler überwacht.
Wird das Rad von der Position des Mobiltelefons entfernt, schlägt die App Alarm und man kann die Wege des Wi-Bikes verfolgen, in der Hoffnung, dass es von einem Freund getestet wird und nicht gestohlen wurde.
Auch die Route kann über die App geplant werden und wird am Mobiltelefon angezeigt. Die Halterung ist übrigens universell und wird an der Rückseite des Telefons angebracht.
Der Hit ist aber natürlich die Anbindung an Soziale Netzwerke. Deine Performance ist direkt und unmittelbar auf Facebook oder Twitter teilbar. Alle Freunde können an deinen Mühen und Bemühungen teilhaben, deine Leistung beurteilen und ein dickes Like vergeben, so wie wir auch für das Piaggio Wi-Bike.
Judgement
Das Piaggio Wi-Bike ist sicher ein konsequenter und richtiger Schritt des Piaggio Konzerns, sich im wachsenden Markt der Pedelecs zu positionieren. Das Design und auch die technische Ausstattung lassen von meiner Seite keine Wünsche offen.
Das Rad fährt sich sportlich, vielleicht auch sportlicher, als ich ursprünglich angenommen habe und tendiert in Richtung Freizeit-Gerät.
Man fährt, als ob man Eddy Merckx wäre, weitgehend anstrengungslos. Das Wi-Bike ist also immer noch näher am Fahrrad, als an einem elektrisch betriebenen Leichtkraftfahrzeug, was wohl für alle Pedelecs gilt (und gelten muss).
Für mich ist das Piaggio Wi-Bike eine klare Empfehlung für sportive und designaffine urbane Radenthusiasten, Umsteiger auf elektrische Fortbewegung und Bewohner der Stadt.
Was das Piaggio Wi-Bike nicht ist, ist der Ersatz eines Motorrollers, obwohl es auch preislich schon sehr nahe an einem benzingetrieben Fahrzeug positioniert ist.
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