Adrien Brody kam nicht. Beinahe ein Skandal. Dabei feierte der Fiat 500 in Turin seinen 60. Geburtstag und der Oscar-Preisträger (bester Hauptdarsteller 2003 in „Der Pianist“) gilt als ausgewiesener Fiat-Afficionado. Immerhin ließ er der Italo-Legende ein Geschenk da: eine filmische Hommage an das Dolce Vita der Swinging Sixties. Brody spielt einen Gentleman in den 1960er Jahren. Er schläft auf seiner Couch ein und erwacht im Jahr 2017. Natürlich lernt er eine italienische Schönheit kennen, die ihn in ihrem neuen Fiat 500 durch den Tag chauffiert. Inklusive Plot-Twist am Ende, der hier nicht verraten sein soll.
Dass Adrien Brody dem Fiat 500 zu dessen 60. Geburtstag gratuliert beweist die Weltkarriere, die der Stadtflitzer hinter sich hat. Als 1957 der erste Nuova Fiat 500 auf den Markt kam, war das nicht abzusehen. Der Autobauer wollte, dass Italien die letzten Schrecken und Nachwehen des Krieges abschüttelte. Dafür mussten die Menschen mobilisiert und in die Welt hinaus geschickt werden.
Als Mitbewerber sah Fiat damals eher Vespa und Lambretta an, denn andere Autobauer. Der Fiat 500 sollte klein und erschwinglich sein. Aber schneller als die zweirädrige Konkurrenz. Also entwarf ein Thinktank, der mit den hellsten Köpfe aller Sparten besetzt war (vom Traktorenbau über die Schiffsmotorenentwicklung bis zur Flugzeugtriebwerksforschung), ein simples Auto. Leicht zu bedienen, No-Nonsense, cooles, minimalistisches Design. Gefertigt in großer Stückzahl, damit der Preis gering und die Kundschaft damit jung und weiblich gehalten werden konnte.
Der Fiat 500 wurde zu einem Welthit. Vier Millionen Stück wurden vom damals neuen Stadtflitzer verkauft, noch einmal zwei Millionen in den letzten zehn Jahren von der Neuauflage.
Grund genug für Fiat zu feiern. Zum einen mit einer Tour durch das Centro Storico Fiat. Ein kleines aber feines Museum im Herzen Turins. Die Öffnungszeiten sind eher italienisch. Versuchen Sie es am Sonntag. Geschlossen wird, wenn Sie wieder gehen.
Für den Fiat 500 wird im Museum ein ganzer Bogen gesponnen. Von der Nachbildung des Büros von Dante Giacosa, dem Vater des Fiat 500, über ein erstes Holzmodell bis zur ersten Serie. Nur wenige Meter entfernt steht dann Mefistofeles, das Rekordbrecherauto von 1924. Denn Turin ist die einzige Stadt, in der öffentlich der Teufel angebetet werden kann.
Die Feier zum 60. Geburtstag des Fiat 500 fand im Anschluss auf der legendären Rundstrecke in Lingotto statt. Legendär, weil sie sich auf dem Dach des Fabrikgebäudes befindet und zwei Steilkurven das Rund komplettieren. Das perfekte Ambiente, um die Generationen zu vergleichen.
Einst begründete der Fiat 500 das süße Leben. Er brachte Farbe und Leichtigkeit in das Nachkriegsitalien. Plötzlich konnte eine ganze Generation zum Spaß Auto fahren. In ihrer Freizeit. So sorgte der Wagen für ein völlig neues Selbstverständnis der Mobilität.
Heute, also zum 60. Geburtstag des Fiat 500, hat sich daran nichts geändert. Fiat selbst geht äußerst selbstbewusst in die Zukunft und kaperte für den Fiat 500 das neue Missionstatement von Facebook: „Bringing the world closer together“. Es geht Fiat um das Bilden von Communities und um Konnektivität. Freilich ohne die Grundtugenden des Fahrzeugs, also die Usability und die sensible Preisgestaltung zu vernachlässigen.
Der Fiat 500 feierte seinen 60. Geburtstag. Die kommenden 60 Jahre werden nicht weniger spannend. Buon compleanno.