Kroatien hat eine traumhafte Landschaft zu bieten – keine Frage! Und dass es seit Jahren auch ein stetig wachsendes Vespa-Land ist, hat sich mittlerweile auch schon herumgesprochen. Seit ich 2013 meine erste Crovespa in Umag mitgemacht habe, bin ich angefixt! Nur logisch, dass ich natürlich auch heuer wieder dabei sein musste! Um längere Touren fahren zu können, habe ich mich extra schweren Herzens von meiner PX 200 getrennt und bin auf eine GTS 300 Super Sport umgestiegen.
Denn wenn da mal beim Schalterlein ein Seil reißt oder der Vergaser nicht mehr so will… ist der Gedanke, in letzter Konsequenz nur den ÖAMTC anrufen zu können, nicht sonderlich sexy. Die GTS bietet hingegen gleich mehrere Vorteile: der Fahrkomfort hat seit dem Facelift 2014 mit der neuen Vorderradaufhängung enorm dazugewonnen, der 300er Motor bietet genug Power, um auch mal mit 130 Sachen über die Autobahn zu bettern, wenns einen partout nicht mehr freut – und der größte Vorteil, den ich erst auf meiner Reise so richtig zu schätzen gelernt hab: das ABS ist ein sehr dankbares Sicherheitsfeature, wenn man mal vor lauter Begeisterung für die pittoreske Küstenlandschaft um sich eine Kurve vergisst rechtzeitig anzubremsen! *g*
Die Strecke nach Šibenik, wo 2016 die nun neunte Crovespa stattfindet, beträgt um die 700 Kilometer. Aufgeteilt auf zwei bequeme Tagesetappen Wien-Zagreb, Zagreb-Šibenik zu je etwa 350km, gestaltet sich die Reise äußerst angenehm. Der Motor brummt, die Musik in den Kopfhörern macht gute Laune und ich genieße die absolute Freiheit, allein mit mir und meiner Vespa die Straße entlangzubrettern.
Na ja, alleine… nicht ganz! Denn kurz vor Graz sehe ich plötzlich ein Chapter Harleys in meinem Rückspiegel. Als sie fast zu mir aufgeschlossen haben, schließen sich die Spuren auf Grund einer Baustelle zu einer zusammen! In diesem Moment hätte ich alles für eine Drohne gegeben, die dieses Bild von Aussen festhält! Ich, kleines blondes Etwas auf einer Vespa führt eine Bande ZZ-Top-mässiger Harleyfahrer in Lederkluft an. Ein Anblick für Götter! *ggg* Das polnische Chapter verabschiedet sich nach der Baustelle wieder – aber mein Grinser bleibt mir noch a Zeiterl erhalten. Touchdown Zagreb ist am frühen Abend keine große Anstrengung.
Am nächsten Tag beschließe ich die Strecke Zagreb-Zadar schnellstmöglich über die Autobahn hinter mich zu bringen, denn ich will einfach nur das Meer sehen! Über Facebook werde ich schon von meinen kroatischen Freunden gewarnt, dass der Wind heute bei Sveti Rok recht stark sein soll – und ich denk mir so „jaja, passt scho!“ – ich Ahnungslose!! Aus dem Tunnel raus versetzt mich der Seitenwind erst mal um gute 20 Zentimeter und das Adrenalin kickt mich so richtig! Ich hatte keine Vorstellung, wie heftig sich seitliche Windböen anfühlen können! Ich weiß nicht, was mir mehr den Atem raubt, die grandiose Aussicht aufs Meer, oder jeder überraschende Windstoß, der mich konsequent langsam werden lässt, um überhaupt auf der Straße zu bleiben!
Der Fotograf in mir will stehenbleiben und diesen Ausblick festhalten. Und einen Versuch dazu unternehme ich auch – doch sobald ich stehenbleibe und die Hand vom Lenker nehme, reißt es mir die Vespa fast unter den Beinen um! Okay, lassen wir das mit dem Fotograieren eben, ein Schnappschuss muss reichen! Also schön geduckt und langsam runter, bis der Wind in der etwas flacheren Landschaft vor Zadar nachlässt. Es ist früher Nachmittag, Hunger macht sich breit, also bleibe ich in Biograd, meiner alten Liebe, stehen und bestell mir die erste Runde Lignje na žaru!
An diesem Wochenende wird fangfrischer Tintenfisch gefuttert, was nur geht, hab ich mir vorgenommen! Nach Šibenik sind es nun nur mehr ein paar Kilometer, doch plötzlich wird es ganz schwarz! Kommen die Regenklamotten also doch noch zum Einsatz!
Der Regenguss hält nicht lange und als ich Šibenik mein Zimmer beziehe stockt mir der Atem! Das Apartment, das meine kroatischen Freunde gebucht haben, hat einen atemberaubenden Ausblick.
Die 950 Jahre alte Stadt hat einen unglaublichen Charme und der Ausblick aufs Meer tut sein Übriges! Ab jetzt ist Partytime – die kroatische Vespa Familie begrüßt mich wie die lang verschollene Angehörige, es wird umarmt, geküsst und zugeprostet! Živili!
Die Samstags-Ausfahrt durch Sibenik gestaltet sich recht kurz, denn das Highlight des Tages ist die Bootstour zur Insel Zlarin. Zuvor wird jedoch noch am Anlegeplatz ein Bild für die Ewigkeit arrangiert. Knapp 300 Vespas & deren Fahrer bilden das Logo zum 70. Geburtstag der Vespa. Something to remember!
Auf Zlarin ist das Wasser so klar, wie wohl sonst nur in der Karibik.Türkisblau kann man metertief bis auf den Meeresgrund blicken – Schwimmen und Sonnenbaden ist jetzt genau der richtige Plan! Nach der Rückkehr gibt es Abends noch das Dinner mit samt aller Ehrungen. Eigentlich ist die Crovespa 2016 nun auch schon wieder vorbei. Doch meine Reise ist noch lange nicht zu Ende. Sonntag morgen, nach langem Verabschieden, breche ich mit einem Grüppchen des VC Rijeka und VC Histria auf, um entlang der Küste mal endlich was von der traumhaften Landschaft zu entdecken. Und ich werde nicht enttäuscht! Bei strahlendem Sonnenschein fahren wir Rijeka entgegen – rechts die imposanten Berge, links das weite Meer – da gebe ich gerne zu, den Komfort einer Automatik zu genießen, weil mich das „richtige“ Fahren wohl bei diesem überwältigenden Anblick schlichtweg überfordern würde. Wie schon angedeutet, war ich vor lauter Schauen fast ein paar Mal zu spät an der Bremse. Das war wohl der bisher genialste Tag, den ich auf einer Vespa verbracht habe! So viel Schönheit auf einmal! Wir fahren von Pag mit der Fähre rüber aufs Festland, blieben im wunderschönen Senj zum Mittagessen stehen (natürlich wieder Tintenfisch!!!) und kommen am späten Nachmittag in Opatija an, wo ich Freunde besuche und über Nacht bleibe. Opatija ist immer wieder einen Besuch wert! Die traumhaften Villen – direkt am Meer… ich überlege, ob ich meinen Urlaub nicht spontan verlängere und noch etwas mehr von Istrien mit der Vespa erkunde. Doch die Pflicht ruft, also verabschiede ich mich Montag morgen und schwinge mich samt Vespa über die Häuser Richtung heimwärts. Die knapp 500km am Stück sind auf der GTS keine große Sache und ich komme am frühen Abend wieder wohlbehalten in Wien an. Knapp 1.500 km in fünf Tagen und mit Sonne im Herzen… Kroatien, du wirst mich und meine Vespa nächstes Jahr garantiert wiedersehen!