Wir reden über ein Sternzeichen. Nämlich das Sternzeichen des grandiosen Wieners Karl „Carlo“ Abarth, Motorradrennfahrer, Rennstallbesitzer, Konstrukteur und legendärer Benzinbruder vor dem Herrn!
Und der Biss dieses Skorpions ist höchst infektiös. Er infiziert vornehmlich Männer mit dem Rennsportvirus, fest gemacht an kleinen wendigen Fahrzeugen, alle im Sinne des großen Carlo Abarth.
Seit den 70er Jahren ist viel geschehen, Abarth hielt eine Art Winterschlaf, um in den letzten Jahren aus diesem zu erwachen und neu zu erblühen, vielleicht besser und kräftiger als je zuvor. Carlo lächelt sicher wohlwollend, wie Abarth zu neuen Höhen als Premium Produkt aus Turin geführt wird.
Für Sportwagen haben die Italiener halt ein Handerl, sie spüren und leben den Spirit der Marke. Bestes Beispiel hierfür ist Gianpaolo, der mich zum größten Abarth-Treffen in Österreich begleitet hat und auf den Kilometern zwischen Wien und Graz ausführlich Zeit hatte, mich weiter mit dem Spirit des Skopions zu infizieren, konsequenterweise in einem Abarth 595 Competizione!
Unsere Reise führte uns über den Semmering und Bruck an der Mur nach Graz, wo ein anderer Skorpion-Gestochener seit Jahren Herz der Abarth Szene ist. Robert Damisch führt nicht nur ein Autohaus, mehr eine Feinkosthandlung, einen Gourmettempel für Abarth-Freunde. Und ebendorthin pilgern jedes Jahr Abarth-Fans aus nah und fern. Erstaunlicherweise habe ich mit einem Fahrer aus Dänemark unterhalten, der nur für das Wochenende den Weg auf sich genommen hat, um mit 80 anderen Fahrzeugen und deren stolzen Besitzern der Marke Abarth zu huldigen.
Das Treffen hat das Feeling eines Klassentreffens. Man kennt sich. Man schätzt sich. der Umgang ist jovial. Das „Du“ obligatorisch. Das Protzen um den größen und längsten erübrigt sich, da jeder einen kleinen Abarth fährt, egal ob einen Punto oder 595er. Ein Treffen auf Augenhöhe.
Und Robert Damisch kann als Steirer nunmal nicht anders, als das beste an österreichischer Gastfreundschaft zu geben. Alles bestens organisiert, Refreshments für die hitzigen Fahrer, freundliche Steirerinnen reichen einen Espresso oder aqua minerale.
Gegen Mittag geht es dann los. In 2 Gruppen wird gestartet und die Meute macht sich auf ins hügelige Umland von Graz. Carlo hält die Westfront geschickt fern und lässt die Sonne scheinen. Er war als mit dabei. Gianpaolo, ganz galanter Italiener, überlässt mir den Competizione, selbst pilotiert er als Marketingverantwortlicher für Abarth Österreich einen knallgelben Biposto, selbstverständlich in Sneakers und T-Shirt. Man ist ja unter sich und fährt nicht aus Verpflichtung, sonder aus Passion nach Graz!
Die Meute verhält sich diszipliniert, kein Überholmanöver, nur Bellen in den Gassen, kurze Zwischenspurts am Berg. Man kann. Man muss nicht. Jedenfalls die beste Werbung für die Abarth Fans, genauso wie für die Steiermark, die sich frühsommerlich und mit winkenden Passanten präsentiert.
Robert Damisch hat als Wendepunkt etwas Feines organisiert, der Hügellandhof kocht italienisch auf, die Piloten stärken sich. Die Rückfahrt wird im Convoi gefahren, Ziel ist das Puch- Museum, um die engen Bande zwischen Abarth und Österreich zu dokumentieren, abgesehen davon, dass der Ur-Cinquecento ja aus Österreich kam, oder Gianpaolo?
Jedenfalls sind 80 Abarths auf dem Weg nach Graz. Jeder Pilot mit einem Roadbook ausgestattet, jeder Kilometer, jede Kreuzung schwarz auf weiss. Nur, welcher Mann liest schon eine Bedienungsanleitung, ein Roadbook, ein Kochbuch. Ich jedenfalls nicht, was mich alsbald mit einer versprengten Gruppe mitten in Graz wiederfinden lässt, vom Puch Museum weit und breit keine Spur, nur das Bellen der Abarths im Ohr. Unter uns auch besagter Däne, dem 2 Wiener Abarths eine gratis Stadtrundfahrt spendieren. Gern geschehen!
Der kurzfristige Verlust der Orientierung hat aber auch sein Gutes. 30 Minuten mehr Zeit, um mir das neueste Prachtstück aus dem Haus Abarth genau anzusehen, den grandiosen 124 Spider, leibhaftig in Graz! Und den schönen Cousin Alfa Romeo 4C konnte ich auch noch detailliert inspizieren! Gehört ja irgendwie zur Familie!
Schon hallt wieder das Bellen der kleinen Beisser über den Parkplatz. Der Griller wird auf Temperatur gebracht, das Bier gekühlt. Zeit für Smalltalk, Zeit für Freunde. So locker wie der ganze Tag, beginnt der Abend im Zeichen des Skorpions.
Danke Robert. Danke Gianpaolo.
Hier ist Passione nicht Marketing, sondern ein Lebensgefühl, das nach Italien duftet.