Unauffällig steht sie da. Charmant und elegant wie jede andere Sprint.
Aufbauend auf der Primavera, stellt die Vespa Sprint die sportlich getrimmte Schwester dar. Die schwarzen Alufelgen mit 12 Zoll größer, der Blick geschärft mit dem trapezförmigen Scheinwerfer, einer Hommage an die Sportmodelle der 1960er Jahre.
Auch der matt glänzende grauen Lack des Sportmodells S versprüht dezente Eleganz und schmeichelt der traditionellen Linienführung des Stahlkarosserie.
Erst ein genauerer Blick verrät, dass an dieser speziellen Vespa Sprint S Gourmets der gepflegten Beschleunigung Hand angelegt haben. An der rechten Hinterhand macht sich der dicke Endtopf von Akrapovic breit.
An den Rädern blitzen neckisch rot die verstellbaren Dämpfer des Bitubo Fahrwerks hervor. Ein weiterer Hinweis, dass hier vielleicht etwas mehr als die serienmäßigen 11 PS im Zaum zu halten sind, genau so wie die Stahlflex-Bremsschläuche.
Den Zündschlüssel gedreht, erwacht die graue Klapperschlange zum Leben, der kombiniert analoge und digitale Tacho blinkt freudig, wie ein Augenzwinkern der sagt: „Ich schau nur unschuldig aus, aber ich bin eine wilde Ragazza!“
Dumpf brabbelt der Akrapovic, frei die Fahrt und ein beherzter Dreh am Gasgriff bis zum Anschlag.
Was sich dann abspielt, hat nur noch wenig mit der braven Sprint zu tun, die ich schon getestet habe.
Eine wilde Natter unter mir, brachialer Schub, der mir die Arme lang zieht. Die Malossi Variomatik beißt ohne Verzögerung zu und setzt die rund 130kg schwere Vespa Sprint beeindruckend in Gang.
Bei nach hinten verlagertem Gewicht oder einer Sozia im Schlepptau, reicht die Motor-Variomatik Abstimmung, um elegant das Vorderpfötchen der unscheinbaren Sprint zu heben, oder bei schlüpfrigem Geläuf an der Ampel die Hinterhand keilen zu lassen.
Große Augen der Autofahrer, noch größere Augen von Rittern schwerer Eisen, die die Kupplung nicht so schnell kommen lassen können, wie die grauen Klapperschlange am Horizont entschwindet!
Möglich gemacht wird all das natürlich nicht nur durch den Malossi Multivar 2000, sondernd durch den Einsatz eines Malossi 182ccm Zylinders, der die Smallframe Vespa Sprint mächtig unter Dampf setzt.
Eine Maßnahme, die mich an die wilden Zeiten erinnert, als die 2-taktenden Vespas mit großvolumigen Zylindern bestückt wurden, Diskussionen über Vergaserbedüsungen und Auspuffanlagen den Schulalltag bestimmten, Fachsymposien über die Vorzüge des 136ers vs. 138ers unter den Vespa Special Fahrern abgehalten wurden und das Zangeln das Lernen ersetzte.
Und irgendwie gibt es diese Tradition noch, seine Vespa zu einem Unikat zu machen, die Freude über das Abstauben an der Ampel, in einer Zeit, in der die Krümmung der Banane Europas Politik bestimmt.
Und seien es nur die aggressiven Rizoma Spiegel, die meine graue Klapperschlange schmücken!
Ersetzt nun eine Vespa Sprint das Adrenalin eine 300er?
Preislich wird auch eine gedopte Sprint unter einer Vespa GTS 300 bleiben, vor allem aber ist sie wesentlich leichter, was die Vespa Sprint im sehr dichten Verkehr zu einer Waffe macht.
An der Ampel schenken sich die beiden nichts, nach 50 Metern setzt sich aber die GTS druckvoll durch, genauso wie Überland oder an Steigungen, wo gegen die große Schwester kein Kraut gewachsen ist.
Das Bitubo Fahrwerk ermöglicht eine äußerst präzise Linienwahl und lässt die leichte Sprint förmlich am Asphalt kleben, besticht aber auch durch eine gewissen Härte über Bodenwellen, die ich als sportlich bezeichnen will.
Fazit:
Die Vespa Sprint S mit dem Update vom Malossi, Akrapovic und Bitubo entpuppt sich als präzise und druckvolle Wahl für den Stadtfahrer, der geringes Gewicht und mächtigen Abzug an der Ampel schätzt, nicht aber unbedingt den Speed der GTS 300 Super braucht.
Die praktischen Vorteile sind auch nicht zu unterschätzen. So geht sich mein Arai Freeway2 Jethelm ohne Probleme unter dem Sitz aus, was bei der GTS unmöglich ist. Hier wirkt sich die kleinere Motor-Getriebe-Einheit aus.
Das wirkliche Highlight ist aber das Lächeln, wenn die schweren Eisen an der Ampel stehenbleiben und die sieggewohnten Fahrer einem ungläubig nachblicken.
Ganz so wie 1981 auf einer 136er Vespa Special.
Alle verbauten Teile sind beim autorisierten Vespa Händler erhältlich.
P.S. Für alle die noch keine Lizenz für den Vespa Fahrspaß haben gibt es bei Vespa den Lifestylebonus mit B111 Ausbildung und Vespa-Anmeldung noch für kurze Zeit.
Was sagt denn die Polizei dazu?
Mit der B111-Ausbildung sich einen 182er-Zylinder unter den Sitz zu stecken ist ein klarer Regelverstoß.
PS: Geil ist das Teil aber schon!
Wer hat einen B111 Schein?
Den Code 111 haben vermutlich viele, die eine 125er fahren. Ein Einstiegsdroge. Denn Aufstieg zum A und zu mehr Hubraum ist damit nahezu vorprogrammiert. Auf diesen Code 111 können wir Österreicher stolz sein.
Ungeachtet dessen: Die 182ccm gibt es nicht eingetragen, alles andere (Multivar, bitubo, Akra… ) ist aber legal.
Dass die Polizei eher wegschaut, ist eine andere Sache.
Ich spiele mit dem Gedanken mir eine Primavera bzw. Sprint zu kaufen.(125) Da die Sprint aber 12 Zoll Felgen verwendet und auf Grund des tollen und lustigen Beitrags wird es eine Sprint werden. Natürlich nach der Garantie kommt das Tuning. Meine Bitte und Frage, welche Tuningteile sind es?
Servus Michael,
verbaut waren meines Wissens nach in diesem Testfahrzeug ein 182ccm Malossi Zylinder, Variomatik Malossi Multivar 2000, eine Akropovic Auspuffanlage und ich nehme an, ein modifizierte Motorelektronik. Weiters ein Bitubo-Fahrwerk komplett.
Jedenfalls hat die Sprint verdammt viel Spaß gemacht, an der Ampel und in der Stadt eine Waffe. Trotzdem: Eine 300er ist schneller, hat ab 50km/h einfach mehr Dampf.
Ich hoffe, diese Informationen reichen dir. Die Teile sind beim Importeur Faber Gmbh in Wien und bei autorisierten Vespa Händlern erhältlich.
Liebe Grüße aus Wien
Christoph
Danke für die Info!
Ab und zu müsste ich auch auf die Autobahn und ich denke mit dem 182ccm und der längeren Übersetzung (Vario) sollte es ein Auslangen sein.