Hallein bei Salzburg. Stop and Go Traffic. Eine Truppe italienischer Biker auf englischem Stahl. Ein Lächeln geht über die Lippen der Ragazzi und schon sind die Daumen oben! Ganz aus dem Häuschen sind unsere Nachbarn, ob des Anblicks einer Moto Guzzi!
Irgendwie symptomatisch für den Zweizylinder. Eine Reaktion, die ich sonst nur von freudlichen Passanten beim Anblick meiner Vespa kenne.
Denn eine Moto Guzzi ist etwas fürs Herz.
Ein Motorrad mit Herz und Seele. Ein Statement des guten Geschmacks. Der Inbegriff italienischer Ingenieurskunst und der Passion zu Motoren und Geschwindigkeit.
Und das hat Tradition, denn Moto Guzzis werden seit 1921 in Mandello del Lario am Comer See produziert. Und seit jeher ist der längs eingebaute V-Motor im klassischen rechten Winkel Herzstück (fast) jeder Moto Guzzi.
Besonders schön sichtbar wird die Technik und Konzeption bei der V7, in diesem Falle eine 2015er Stone. Nichts stört die klassiche Linie, jeder mechanische Teil ist sichtbar und zu bewundern. Die luftgekühlten Zylinder, das massive Kurbelgehäuse darunter, der Kardanantrieb genau so wie die Hinterradaufhängung an 2 klassischen Federbeinen (verstellbar).
Stolz sitzt der Stahltank auf dem Rahmen und keine Verkleidung stört die Sicht in die Zukunft! Das reine Eisen und keine Replica. Und vielleicht kommt all dies auf der geerdeten Stone am Besten zur Geltung.
Wer seine Moto Guzzi individueller gestalten will, greift auf einen der 4 Individualisierungs-Kits zurück oder baut gleich nach seinem speziellen Geschmack um.
Die Leistungsdaten sind übersichtlich. 190kg treffen auf 48PS wohlklingende Pferdestärken. Jeweils eine Scheibe vorne und hinten verzögern die Fuhre.
Mehr brauche man auch nicht, um sich den Wind um die Nase wehen zu lassen, das Stahl unter der Hose.
Das Kapitel Autobahn halte ich so kurz wie möglich, denn dafür ist die Moto Guzzi V7 II Stone nicht gemacht. Der Wind brandet an den Fahrer wie die Wellen gegen Brindisi. 130km/h als Reisetempo sind machbar, 160km/h eher nicht. Und dort ist dann eben auch Schluss.
Trotzdem ist Wien-Vorchdorf schnell und mit Anstand absolviert und die Moto Guzzi V7 darf endlich in ihr Stammrevier, die sanft geschwungenen Landstraßen. Genau hier spielt die V7 dann auch ihre große Klasse aus.
Man sitzt bequem im Sattel, die Bedienung geht erfreulich geschmeidig von der Hand. Und ja, die Moto Guzzi V7 II lässt sich vervorragend schalten. Eine der wesentlichen Verbesserungen der Variante II ist ein neues 6-Gang Getriebe, das das Räderwerk der Vorgängerin ganz klar ins Abseits stellt.
Neu auch das ABS und die (abschaltbare) Traction Control. Ein klares Plus im Bereich Sicherheit! Chapeau Moto Guzzi!
Die Kraft der 2 Töpfe reicht für Stadt und Land mehr als aus. Bullig zieht die Italienerin aus der 70km/h Beschränkung, dreht anfangs böllernd, dann über 4000U/min turbinenartiger hoch und schon ist man in verbotenen Geschwindigkeitsbereichen.
Auch für Überholmanöver ist immer ausreichend Kraft vorhanden. Was man vielleicht an Maximalkraft nicht hat, gewinnt man an Gelassenheit und beschwingter Freude beim Durchströmen des Landes.
Überhaupt entpuppt sich die Moto Guzzi V7 II Stone als Meisterin des Tourings. Das Fahrwerk sanft und bequem, der Sattel langstreckentauglich. Auch über knapp 800km in 2 Tagen!
Wer soll sich also eine Moto Guzzi V7 näher ansehen?
Jeder, der Charakter und Seele sucht!
Eine Moto Guzzi wird für den Connaisseur gebaut, für den Liebhaber der reinen Lehre. Für Traditionalisten und Tourengenießer.
Auch für Damen, die mit den 190kg und sicherer Standhöhe ihre Freude haben.
Die Moto Guzzi wird für A2-Führerscheinbesitzer gebaut, die dann für immer in den V2-Zylinder verliebt sind.
Sie wird für Menschen gebaut, die das Eisen dem Plastik vorziehen, für Menschen mit Geschmack und Stil!
Und das beste an all dem: Der Einstieg in die Welt von Moto Guzzi ist leichter als gedacht.
Merci für den kompakten aber dennoch informativen Beitrag. Ich suche gerade nach Informationen zur Langstreckentauglichkeit von V7 (II) Stone und V9 Roamer.
Fahre aktuell noch BMW R 1150 GS, mit 19 Jahren auf den Achsen noch immer zuverlässig, ich möchte aber bei der Sitzhöhe und dem Gewicht ein wenig reduzieren – und Kardan soll es zwingend bleiben. 😉
Mit der BMW fahre ich auch schon mal 700 km an einem Tag, wie ist da die rein subjektive Einschätzung bei der V7 II Stone? Machbar? Oder sollte man entsprechend leidensfähig sein weil es eben doch kein ausgesprochenes Reisemotorrad ist?
Hallo X-Fish, wenn ich deinen Kommentar lese, denke ich sofort an die Moto Guzzi V85 TT. Die scheint für dich wie gemacht. Die V7II oder III ist natürlich ein fantastisches Bike, aber doch wesentlich schwächer als deine GS. Ich persönlich liebe die V9 Bobber, allerdings nicht unbedingt für 700Km. Mein Tipp: V85TT
Danke für deinen Kommentar
Ciao Christoph