Da fährt man am Sonntag Vormittag statt in die Kirche tief hinein nach Liesing und es klingeln trotzdem die Glocken. Der Moto Circus 2017 öffnet zum ersten Mal die Pforten und das Resultat ist ein vollkommen überraschender Volltreffer. Alles ist stimmig. Die ehemalige Sargfabrik Atzgersdorf f23 entpuppt sich als geniale Bühne für ein Schauspiel aus Stahl, Benzin und Leder.
Die Custom Szene gibt sich ein Stelldichein und sie kommen alle aus ihren Garagen und Scheunen. Die, die lieber an Schrauben drehen und Metall polieren. Die, die ihre Fantasien auf 2 Rädern wahr werden lassen und sich der Uniformität des 3.Jahrtausends entziehen. Hier geht es nicht um Feinstaub und Fahrverbote, hier geht es ums Herz! Und das genau beweisen Wolfgang Weiss, Volker Schaffler, Clemens Roessel, Christina Donheiser und Silke Roessel: Herz, Passion und viel Benzin im Blut! (Ein Sorry für die, deren Namen ich nicht kenne, die aber mitgeholfen haben, die Veranstaltung zu einem Erfolg werden zu lassen).
Neben dem perfekten Gelände mit Hallen im Industrial-Stil (denkmalgeschützt!) sind es natürlich die Menschen, die eine Veranstaltung zum Erfolg werden lassen. Ich bin weder Hardcore-Biker noch Custumizer und mehr dem italienischen Dolce Vita zugetan, aber auch ich habe mich wohl und willkommen gefühlt und wurde erstaunlicherweise von einigen begrüßt. Es tut sich also was in der Szene, eine Durchmischung findet statt. Design und Lebensfreude steht im Vordergrund, mit Sicherheit ein Verdienst der Veranstalter, eine Öffnung und Transparenz zu erzeugen. Well done.
Im Mittelpunkt steht aber natürlich das Eisen, der Bock, wie wir in Wien sagen. Und es warnen fantastische Böcke da! Wo sieht man schon eine Münch neben einer Vespa Faro basso, bayrische Tuttelbären neben einer Laverda oder einem Puch Moped. Da liegt einfach verdammt viel Fingerspitzengefühl drinnen, wohl auch Wissen und Vorausschau.
Des einen Freud, des anderen Leid: Der Moto Circus 2017 wurde nicht von Sponsoren erschlagen! Ich verstehe, dass ein solches Event sich finanziell tragen muss und das erste Jahr wohl das schwerste ist, aber wahrscheinlich hat der (hoch-professionelle) Custom-Charakter viel zum Gelingen beigetragen.
Und jetzt kommt´s: Die Latte für die Brands, die sich für das nächste Jahr anstellen und die Türen der Veranstalter einrennen, liegt verdammt hoch. Da muss man sich wirklich was einfallen lassen, behutsam und subtil vorgehen, um neben all den Enthusiasten und feinsinnigen Künstlern nicht als Brachialhammer dazustehen. Ich empfehe jedenfalls heute schon den Aufbau eines Glanzstückes für das Jahr 2018, elegant und charmant, und am Ende kommt dann ein Firmenemblem drauf. Sonst nix. Fahnen und Roll-Ups können jedenfalls zu Hause bleiben und bitte schickt eure coolsten Leute!
jetzt ist nur zu hoffen, dass wir nächstes jahr auch ein paar feine guzzis sehen werden!!!