Der Fiat 500 ist wie eine Katze. Sieben Leben sagt man ihr nach, der Cinquecento befindet sich aber bereits in seinem achten, und ein Ende ist nicht in Sicht.
Bereits 1936 rollt der 500er als Topolino auf Italiens Straßen und die kleine Maus sollte noch bis 1957 durchhalten. In diesem Jahr beginnt die Produktion des klassischen Fiat 500 Nuova. Neu ist nicht nur die Karosserie, neu ist auch das Konzept. Heckmotor und -Antrieb machen den Cinquecento zum Raumwunder und begleitet den Wiederaufbau bis ins Jahr 1975.
Berühmtheut erlangte der 500er auch in Österreich, der als Lizenzbau in den Puch-Werken in Graz von 1957-1974 gefertigt wurde. Das „Pucherl“ wurde allerdings von einem eigens konstruierten Motor befeuert, der mit seinen 16PS seinem italienischen Bruder natürlich haushoch überlegen war.
Ein im Vergleich kurzes Intermezzo ist der Fiat Cinquecento aus den Jahren 1991-1998. Konzeptionell überzeugend, doch leider weit weniger charismatisch als seine Vorgänger. Und das ließ Fiat natürlich nicht auf sich sitzen. 9 Jahre wird nachgedacht, und dann kommt der große Wurf, der Fiat 500, wie wir ihn heute kennen.
Auch in meinem Haus ist der Fiat 500 eine feste Größe. Schon der zweite hellblaue Cinquecento mobilisiert die Familie, hält sich tapfer auf der Autobahn, im Großstadtgewühl, beim Einkauf und unzähligen Kilometern als Fahrschulauto für die Töchter. Und niemals gab es auch nur einen Mucker, kein Defekt, keine Reparatur. Unser italienischer Diener mit Charme.
2020 geht Fiat aber einen Schritt weiter und präsentiert den Fiat 500 als Hybrid. Hybrid ist ein großes Wort, der Cinquecento aber ein kleines Auto, weshalb das Fahrzeug bewusst als Mild-Hybrid ausgelegt wurde. Er verfügt zwar über eine 12 Volt Lithium-Ionen Batterie, die über einen Riemen-Startergenerator geladen wird, kann aber nicht alleine mit der Kraft der Elektrizität fahren.
Kombiniert ist die Hybridtechnik mit einem brandneuen Motor, dem 1-Liter Firefly Dreizylinder mit 70PS, der auch im Fiat 500X, dort mit Turbo, Dienst tut. Und eine weitere, nicht zu unterschätzende Neuerung ist zu verkünden, denn das Getriebe hat einen sechsten Gang spendiert bekommen.
Diese technische Kombination soll den Fiat 500 Hybrid um 20% sparsamer machen als seinen 4-zylindrigen Vorgänger mit ebenfalls 70PS, und all das bei extrem niedrigen Emissionen. Man könnte jetzt debattieren, warum nicht gleich ein Vollhybrid oder Plug-In, aber dafür hat Fiat ganz andere Pläne, denn der neue Fiat 500 steht schon vor der Türe, wird aber den Cinquecento der Generation 8 NICHT ersetzen.
Die Doppelstrategie hat viele Gründe, einer ist auf jeden Fall der Anschaffungspreis. Der Fiat 500 Hybrid ist ab wohlfeile 15.390.- Listenpreis käuflich zu erwerben, der neue voll elektrische Fiat 500, (vorbehaltlich dem noch nicht veröffentlichtem Preis für die Basisvariante) um rund das Doppelte.
Der Fiat 500 Hybrid bleibt also der Tradition treu, erschwinglich und freudvoll die Massen zu mobilisieren, während der im Oktober 2020 lieferbare neue Fiat 500 in ein ganz neues Segment kreiert.
Der Mild-Hybrid hat natürlich auch den Sinn, das Gewicht niedrig zu halten, was dem Cinquecento eine nur dreistellige Anzeige an der Waage beschert. Lightweight in Kombination mit erfrischender Motorisierung war immer das Erfolgsrezept der Traditionsmarke aus Turin und insbesondere hier besticht der neue Mild-Hybrid, denn der neue FireFly Motor ist ein Gustostückerl italienischen Maschinenbaus. Quirlig drehen die 3 Zylinder, spürbar unterstützt von der Kraft der Elektrizität im unteren Drehzahlbereich. Es geht also ordentlich voran und das neue 6-Gang Getriebe stützt den Spaß am maßvollen Automobil.
Das Laden der Lithium-Ionen Batterie habe ich als lustige Unterhaltung empfunden. Man ertappt sich dabei, den Wagen so zu fahren, dass die Rekuperation möglichst lange wirksam ist. Jedes Stricherl Zuwachs in der Batterieanzeige zaubert dir ein Lächeln auf die Lippen, um das Plus bei der nächsten Ampel wieder in ein Minus zu verwandeln, und dies ebenfalls mit einem Lächeln.
Das Gesamtkonzept geht also auf. Ein charmanter Wagen, cool gezeichnet, mit deutlich verbesserter Ausstattung und italienischem Ambiente, gekoppelt mit einer wirklich gekonnten Antriebseinheit und neuem Getriebe machen den Fiat 500 Hybrid auch für die kommenden Jahre zum Verkaufsschlager.
Und wer ganz auf Elektromobilität setzten will, dem bietet Fiat ab Herbst mit dem neuen Fiat 500 mit Elektroantrieb ein High-End Produkt, das aber auch seinen Preis haben wird.
Meine Empfehlung daher für den Fiat 500 Hybrid: Kaufen, so lange diese Gattung von Fahrzeugen noch am Markt verfügbar ist und dann weitere 50 Jahre fahren. Denn halten tut ein Cinquecento ewig
Danke für die freundliche Kooperation mit Denzel.