Wir schreiben das Jahr 2019, Greta Thunberg mobilisiert mit „Fridays for Future“ die Massen und Österreichs Politiker verwenden das Wort „Klimawandel“, welches ersatzlos das Wort „Balkanroute“ ersetzt. Es tut sich also etwas in der öffentlichen Wahrnehmung und trotzdem, oder vielleicht auch deshalb, gönne ich mir den Genuss eines Jeep Grand Cherokee, um die Relevanz, Akzeptanz und Notwendigkeit eines solchen Luxusliners zu erfahren.
Mit rund 4,85 Meter Länge reiht sich der Jeep Grand Cherokee noch unter der Länge eines 5er BMW ein, und auch in der Breite liegt der Boss aller Jeeps nur einen einzigen Zentimeter über unserem Referenzmodell. Die benutzte Verkehrsfläche entspricht einen Wagen der gehobenen Mittelklasse und relativiert den subjektiven Eindruck, der vor allem durch die enorme Höhe von 1.70 Meter zustande kommt. Auch die riesigen Räder des Testmodells Summit in der Dimension von 20 Zoll unterstreichen die Mächtigkeit des Auftritts, ein Bär von einem Wagen, der Grizzly unter den Haribos des Stadtverkehrs.
Die Höhe hat zwar keine Relevanz für die benutzte Verkehrsfläche, sehr wohl aber für die Übersichtlichkeit und Geschmeidigkeit des Fahrens. Denn in wohl keinem anderen Fahrzeug sitzt man dermaßen hoch, mit fürstlichem Überblick über das Verkehrsgeschehen. Leichtgängig und flüssig gleiten man durch die Stadt, erstaunlicherweise nie irgendwie durch die Maße beeinträchtigt, die sich als optische Täuschung entpuppen. Denn wie alles im Leben ist auch Größe relativ, wie auch eine Bekannte aus den USA auf Instagram mit den Worten kommentierte: „ This car is half as big as mine…“ (Sie fährt GMC Yukon XL). Andere Länder, andere Sitten und vielleicht auch, bei allem Respekt, eine Relativierung der Klimadiskussion in Europa.
Letztlich ist aber der Jeep Grand Cherokee nicht für die Stadt gemacht, denn das Zauberwort heißt Masse, also Gewicht. Knapp 2,4 Tonnen sind eine gewaltige Ansage und definieren auch den Einsatzzweck eines Jeep Grand Cherokee: Lange Distanzen, schweres Gelände und maximale Zuglasten. Schaut euch einmal auf den Autobörsen die Laufleistungen der angebotenen Grand Cherokees an. 250.000, 300.000 oder 400.000 Kilometer durch den Erstbesitzer bei erstaunlich hohem Preisniveau zeugen von der Robustheit des Fahrzeuges und auch vom Einsatzzweck.
Die Geländetauglichkeit des Grand Cherokees ist legendär. Das Luftfederungssystem Quadra-Lift (5-fach verstellbar) hebt das Fahrzeug bis zu einer Bodenfreiheit von sagenhaften 27,4 Zentimeter und das Quadra-Drive II Allradsystem erlaubt die Auswahl der Terrain Mappings von Schnee, Fels, Schlamm und Sand.
Bei Bedarf wird untersetzt oder auch bergab gekrochen. Gekoppelt ist der Heavy-Duty Antriebsstrang mit einer formidablen 8-Stufen Automatik, die sanft die enorme Kraft des 3 Liter V6 Motors mit 250 PS und 570 Nm schon bei 1800 U/min verwaltet. Bei Bedarf schiebt dieser Bulle von Motor den Jeep Grand Cherokee bis auf knapp über 200km/h.
Neben der Geländetauglichkeit besticht der Jeep Grand Cherokee aber auch mit seiner maximalen Anhängerlast von 2.949 kg (laut Zulassungsschein) und macht ihn so zum idealen Zugfahrzeug von Anhängern, ohne, dass man sich vor rutschigen Wiesen beim Laden von Pferden oder der Slip im Hafen fürchten muss.
Überhaupt genießt man die Gelassenheit und Großzügigkeit beim Fahren. Hat man die enorme Sitzhöhe einmal überwunden, lümmelt man genüsslich in großzügigen Lederfauteuils, je nach Wetter belüftet oder beheizt, lässt sich die Sonne durch das riesige Schiebedach auf den Kopf scheinen und lässt sich kraftvoll, aber sanft über die Latifundien gleiten. Die Stereoanlage beschallt im Notfall das ganze Autokino in Konzertqualität, Assistenzsysteme führen den rechten Weg und halten passenden Abstand zur Umwelt. Die Bedienung gelingt intuitiv und ohne Zuhilfenahme der Betriebsanleitung und als special gadget wird die Feststellbremse mit dem Fuß getreten, wohl ein Überbleibsel aus erster Ehe mit Daimler, bevor Fiat an den Traualtar trat.
Großzügigkeit ist allerdings auch bei der Betankung von Nöten. Mag der gemäßigte Überlandbetrieb vielleicht noch im einstelligen Bereich gelingen, fordert die Beschleunigung der Masse im Stadtbetrieb ihren Tribut an der Tankstelle, was allerdings bei einem Listenpreis von 92.000 Euro wohl auch nicht mehr ins Gewicht fällt.
Vorstellbar ist hier allerdings, dass ein freundliches Gespräch mit dem wohlwollenden Verkäufer eine drastische Reduktion des Preises bewirkt, was Diskussionen über den Stadtverbrauch obsolet macht und den absolut voll ausgestatteten Jeep Grand Cherokee in eine Preisdimension drückt, in der die nackte deutsche Konkurrenz noch nicht einmal die Aufpreisliste gezückt hat. Und die ist lang. Sehr lang.
Kurz gesagt: Der Jeep Grand Cherokee steht unter den Mitbewerbern preismäßig äußerst attraktiv da und ist auch stilistisch der Gegenpol zur aalglatten technoiden Konkurrenz aus unserem Nachbarland. Alles drinnen, alles dran, unterfüttert mit einem Grizzly von Motor und klar ausgerichtet für Heavy Duty. Und insofern ist der Jeep Grand Cherokee auch konkurrenzlos, allein seiner Heritage wegen. Eine Klasse für sich, nämlich Geländewagen mit allen Attributen der Luxuslimousine gegen hochgelegte Mittelklassewagen.
Eigentlich ein unfairer Vergleich, den der Jeep für mich aber ganz klar gewinnt.
Danke für die freundliche Kooperation mit Denzel.