Rom 1965
Die Polizia Stradale benötigt ein neues Dienstmotorrad und beauftragt Moto Guzzi mit der Entwicklung eines solchen. Die findigen Ingenieure in Mandello del Lario greifen als Antrieb auf einen Motor zurück, der eigentlich für den Einbau in einen Fiat Kleinwagen gedacht war, modifizieren ihn und versehen den 90° V2 mit einem Kardanantrieb. Die Geburtsstunde des klassischen Moto Guzzi V2.
1967 erscheint dann die zivile Version der Moto Guzzi v7 mit 700ccm , 1969 wird der Hubraum auf die auch heute noch gültige Volumen vom 750ccm (744ccm) aufgestockt. Geburtstermin für uns Guzzisti bleibt aber das Jahr 1967, was uns heuer den runden Geburtstag vom 50 Jahren beschert!
Charakteristisch für die V7 und mittlerweile alle Moto Guzzi ist der längsliegende V-Motor mit 90° Winkel, der diesem italienischen Klassiker sein charakteristisches Aussehen und Charisma gibt.
Wir feiern also 50 Jahre Moto Guzzi V7 und alles ist neu, obwohl die V7 doch die alte geblieben ist, nur eben nicht ganz.
Motor und Getriebe
Man sieht sie sich an, die beiden kecken Zylinder und sieht Heritage. In den Zylinder und am Motorblock hat sich aber vieles, nein alles getan. Das Kurbelgehäuse basiert nicht auf dem letztjährigen Motor, sondern auf dem Block der V9. Ebenso ist der gesamte Ölkreislauf von der großen Schwester geliehen und modifiziert, die Zylinder, Köpfe und Kolben aus feinstem Aluminium.
Moto Guzzi gönnt der V7 zu ihrem 50er einen standesgemäßen Auftritt, lässt sie stolz etwas wachsen und schafft es, das Fahrvergnügen noch weiter zu steigern. Trotzdem genießt der Guzzisti mehr Komfort und zeitgemäße Umweltfreundlichkeit, die die V7 III des Jahrgangs 2017 zum einzigen luftgekühlten Bike mit Euro4 auf dem Markt macht.
Der erfreuliche Effekt der Neukonzeptionierung sind Emissionsminimierung und Leistungsanstieg. 52Ps bedeuten eine 10% Output Steigerung und die 60Nm freuen uns natürlich besonders.
Neben dem Motor erhält das Geburtstagskind eine neue Einscheiben-Trockenkupplung für noch mehr Robustheit und Zuverlässigkeit. Das 6-Gang Getriebe, das letztes Jahr in der V7 II neu kam, wird übernommen, aber frisch übersetzt. So bringt der 6. Gang nun auch eine gesteigerte Endgeschwindigkeit! Und ganz ehrlich, am Getriebe des letztjährigen Modells gab es wirklich nichts zu bekritteln, Klick-Klack schalten sich die Gänge und der Leerlauf ist beim ersten mal drinnen. Perfetto!
Das Fahrwerk
Auch hier sieht man die Historie, doch auch dieser Blick täuscht. Der Rahmen des diesjährigen Modells ist neu, verstärkt im vorderen Bereich und mit verbesserter Lenkergeometrie, um die Guzzi trotz leicht vergrößerter Maße quicklebendig zu halten. Und die Übung darf als gelungen gelten. Fahrfertig wiegt die Moto Guzzi V7 III Special 213kg, die sich aber leicht und spielerisch bewegen lassen.
Die hintere einstellbare Dämpfereinheit von Kayaba ist ebenfalls eine Errungenschaft des Jahrgangs 2017, für die Racer wird bei Öhlins eingekauft. Erwähnenswert ist auch die neue Position der Fußrasteranlage, die heuer weiter hinten und auch tiefer montiert ist, so dass auch größere Fahrer eine komfortable Sitzposition finden. Es dürfen heuer also auch Fahrer mit Gardemaß die Moto Guzzi V7 III genießen.
Auf der anderen Seite wurde die neue Sitzbank verlängert und etwas tiefer gelegt (770cm), was die italienischen Typen und auch Damen freuen wird,die so stets sicheren Boden an der Ampel unter sich haben.
Ausstattung
Die Moto Guzzi V7 III wird in vier charakteristischen Varianten geliefert. Die Stone in matten Farben als die essentielle Baseline mit wirklich feschen Druckgussfelgen in schwarz und blau metallic, als elegante Special wie von uns getestet, als (Cafe) Racer mit sportlich rotem Rahmen und 1er Sitzbank (für 2 zugelassen) und last but not least als limitierte und nummerierte Anniversario zum 50. Geburtstag der V7. Bei eben diesem Modell mit Ledersitzbank und Chromtank munkelt man, dass der schnelle Griff zum Telefon auf Grund der Nachfrage empfehlenswert ist! Also schnell sein, Guzzisti!
Alle Modelle verfügen über ABS , abschaltbare 2-stufige Traktionskontrolle und eine neue doppelrohrige Auspuffanlage. Sitzt man auf der Guzzi, fällt der versperrbare Tankdeckel mit Moto Guzzi Schriftzug auf, ebenso wie die neue Instrumenteneinheit, die alle Stückerl spielt. Sogar die Hintergrundbeleuchtung ist einstellbar.
Das Fazit
Bereits der dritte Jahrgang der Moto Guzzi V7, den ich fahren durfte, und die zahllosen Modifikationen und Verbesserung sind spürbar. Das Getriebe ist ja schon seit letztem Jahr ein Quell der Freude, heuer kommt aber auch eine verbesserte Kupplung dazu, die ich als easy und unauffällig bezeichnen möchte. Ein harmonisches Zusammenspiel zwischen linker Hand und linkem Fuß, etwas, worüber auch Wiedereinsteiger oder Aufsteiger auf dieser Guzzi nicht nachdenken müsse.
Die Sitzposition bequem und nur mit einem Anflug von Sportlichkeit. Wer mehr Sport will, nimmt die Racer. Die angenehme Krümmung und Breite des Lenkers erweist sich als perfekter Kompromiss für Stadt und Land, wer Autobahnkilometer fressen will, ist hier fehl am Platz.
Unterstützt wird der so überaus angenehme Charakter der Moto Guzzi V7 III Special durch den (neuen) Motor, der der mit kraftvollen 60Nm durchstartet und leicht hochdreht, wo das Geräusch dann in ein Orgeln übergeht.
Die Moto Guzzi V7 ist ein Motorrad für Kenner, für Genießer und Cruiser. Sie ist auch für Einsteiger und für Wiedereinsteiger wärmstens zu empfehlen, genauso wie für den erfahrenen Rider, dem nicht die Hatz, sondern die Hetz und ein klassischer Auftritt am wichtigsten sind.
Denn ganz abgesehen von ihrem vorzüglichen Charakter ist die Moto Guzzi V7 III Special ein Statement des guten Geschmacks und des Stils seines Besitzers oder seiner Besitzerin.
Weiter so Guzzi. Auf in die nächsten 50 Jahre!
Technische Daten:
Motor: | 90° V-Twin 2-Zyl. 4-Takt |
Kühlung: | luftgekühlt |
Hubraum: | 744 ccm |
Max. Leistung: | 52 PS (38 kW) bei 6.200 U/min |
Max. Drehmoment: | 60 Nm bei 4.900 U/min |
Max. Geschwindigkeit: | ~ 155 km/h |
Getriebe/Antrieb: | 6 Gänge, Kardan |
Auspuffanlage: | 2 in 1 Anlage aus Edelstahl, 3-Weg-Katalysator mit Lambda Sonde, Euro 4 |
Federung vorne: | Hydraulische Teleskopgabel, Ø 40 mm |
Federung hinten: | Schwingarm aus Leichtmetall mit 2 Federbeinen, einstellbare Federvorspannung |
Bremsen vorne: | Ø 320 mm schwimmend gelagerte Bremsscheibe aus Edelstahl, 4 Kolben Bremsattel, serienmäßig ABS |
Bremse hinten: | Ø 260 mm Bremsscheibe aus Edelstahl, schwimmend gelagerter 2 Kolben Bremssattel, serienmäßig ABS |
Bereifung vorne: | 100/90 18″ |
Bereifung hinten: | 130/80 17″ |
L / B / H: | 2.185 mm / 800 mm / 1.110 mm |
Radstand: | 1.435 mm |
Sitzhöhe: | 770 mm |
Eigengewicht fahrfertig: | 209 kg |
zul. Gesamtgewicht: | 401 kg |
Tankvolumen: | 22 liter (davon 4 liter Reserve) |