Abarth 695 Biposto Record – Die Salzburg Trophy 1

Abarth 695 Biposto Record eaglepowder.com Christoph Cecerle mipiace.at

Prolog

Mittwoch, 1530 Uhr, Wien

Das Telefon läutet. Gianpaolo am Telefonino. Er hätte eben einen gelben Abarth angemeldet, ob ich ihn holen könnte. Ich schwinge mich auf die Vespa und gegen 4 Uhr befinden wir uns bereit in einer Wiener Tiefgarage. Dunkel ist es, eine zur Unkenntlichkeit maskierte neue Gulia wartet auf ihre Österreich-Premiere, daneben der gelbe Abarth. Nur was für einer: Gianpaolo drückt mit den Schlüssel in die Hand und überlässt mir für das lange Wochenende einen brandneuen, gelben und unglaublich raren Abarth 695 Biposto Record!

Abarth 695 Biposto Record by eaglepowder.com Christoph Cecerle mipiace.at

Der Biposto ist der kleinste straßenzugelassene Supersportwagen für Männer (und Damen!), die mit Benzin gesäugt wurden. 190PS treffen auch geradezu lächerliche 997kg, etwas für charakterstarke Gentleman-Driver, weniger hingegen für unerfahrene Piloten, denen es den Angstschweiß aus dem Poren treibt. Ich scherze nicht!

Gianpaolo setzt aber sein Vertrauen in mich und verabschiedet sich mit einem lässigen „Ciao“. Das Wochenende vor mir, keine Planung und herrliches Wetter. Es bedarf nur dreier Anrufe, um mein Glück perfekt zu machen. Anruf eins gilt meiner Copilotin, die Trinkwasser und die Straßenkarten zu verwalten hat! Anruf zwei meiner Schwiegermutter, ob sie den Nachwuchs übernimmt, denn Biposto bedeutet Zweisitzer! Anruf drei meinem treuen Twitterkollegen Sepp, ob sein Hideaway als Stützpunkt zur Verfügung steht (und für Trank und Labung am Abend sorgt!).

Etappe 1

Donnerstag, 1120 Uhr, Salzburger Land

Kaum eine Region ist dermaßen für den Genuss eines Supersportwagens geeignet wie Salzburg. Berge und Seen, verbunden und erschlossen mit Landstraßen aller Ordnungen, gepflegte Gastronomie und Gastlichkeit, freundliche und aufgeschlossene Menschen. Nicht umsonst habe ich eine Salzburgerin geheiratet.

Von Wien geht es über die Rumpelpiste Westautobahn einmal nach Gmunden, um Seeluft zu schnuppern und den gelben Abarth warm zu fahren. Erleichtert wird die Gewöhnung durch einen vorzüglichen italienischen Lunch im k:hof 8, vielleicht untypisch für Gmunden, aber ideal für Abarth-Treiber!

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Noch weilt der „Sport“-Button in Ruheposition, weil ich diesen erst in Salzburg zum Entsetzen meiner Copilotion zünden will! Doch halt: kurz vor Hallstatt wartet Sonderprüfung Nummer 1, die gefürchtete Pass Gschütt Straße, Abarth Land at it`s best! Eng windet sich die Landstraße zweiter oder dritter Ordnung vom Hallstätter See hinauf, mit dem Ziel Gosau. Der gelbe Rennwagen schüttelt sich kurz, Das Gaspedal senkt sich Richtung Spritzwand.

Der Wagen brüllt, die Copilotin kreischt. Eine Beschleunigungsexplosion folgt der anderen. Die Reifen winseln mit Ulli um Gnade, aber das Sperrdiffenzial zieht den Wagen gnadenlos durch jeden Radius. Brutale Beschleunigung in den Gängen 2 und 3, immer wieder 2 und 3, nur unterbrochen von den gnadenlosen Brembos! Das nenn ich Brutalität!

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Durch das Lammertal, vorbei an der Heimat des schnellen Marcels, geht es hinunter Richtung Hüttau und Bischofshofen, wo wir die Autobahn verlassen und bei Schwarzach-St.Veit auch die Bundesstraße, um Goldegg zu erklimmen, Zielpunkt unserer ersten Etappe. Der Biposto darf rasten, knisternd die Glieder strecken, während wir uns in einem der schönsten Hideaways Österreichs gemütlich machen, dem sensationellen Seehof von Sepp und Susi Schellhorn. So wie der Biposto 100Oktan Sprit tankt, laben wir uns an den nicht enden wollenden Gängen der 2-Hauben Küche, unterbrochen von einem Schluck Muhr-van der Niepoort „Samt und Seide“.

Etappe 2

Freitag, 0830 Uhr, Seehof Goldegg

Meine Copilotin gibt bereits am ersten Morgen w.o, erlegen dem Charme des Seehofes, der Terasse, dem See und der prachtvollen Kulisse. Ok, kann ich verstehen, aber der stahlblaue Himmel und die nahen Berge sind wie gemacht für den Biposto und mich!

Ich starte den gelben Abarth, der Sportbutton wird gedrück. Eine ältere Dame bückt sich zum offenen Fenster und fragt, ob der Auspuff kaputt wäre. Ich kläre sie höflich auf, dass es sich um einen klappengesteuerten Akrapovic´ handeln würde, worauf sie meint: „Das gehört verboten!“

Eine erste Idee bringt mich in das Gasteinertal, sanft geschwungen hinauf nach Badgastein, den ehemals noblen und heute teils morbiden Ort, der noch immer auf den Kuss wartet, der ihn aus dem Dornröschenschlaf erwachen lässt.

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Doch mich treibt es weiter, höher hinauf. So spende ich meinen Obolus und röhre wie ein waidwunder Hirsch durch Tunnels und Lawinenverbauten hinauf nach Sportgastein, das im Frühjahr nur noch den Tourengehern gehört, und Abarthisti, die den Sound der klappengesteuerten Akrapovic´Auspuffanlage genießen wollen.

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Schnell noch ein Espresso im Valeriehaus, auf dessen Terasse ich mir während des Kaffees fast einen Sonnebrand zuziehe. Kurz überlege ich noch, nach Kärnten ins Mölltal durchzuschleusen, entschließe mich aber, in Salzburg zu bleiben und Zell am See anzusteuern. Also raus aus dem Gasteinertal, weiter nach Zell, wo ich an der Kreuzung nach Bruck kurz das Gas lupfe, um dann die Großglockner-Hochalpenstraße  anzusteuern!

Erste Überholmanöver, quasi einrollen für den Höhepunkt der Tour. Die 215/35er Gummiauflage der O.Z. 18 Zoll Räder ist warm, es kann losgehen. Bis zur ersten Kehre geht es geradlinig hinauf, noch wenig Verkehr. Bayrische leisten nur geringen Widerstand, Motorräder haben ihre Meriten auf den Geraden, verlieren aber sowohl beim Anbremsen, als auch in den Kurven. Ich laufe auf einen roten 911er S auf. Ein gepflegtes Cabrio mit einem Paar auf Sommerfrische, bis…bis den sonierten Herrn der Hafer Stich und der Boxer ausgedreht wird.

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OK, auf längeren Geraden geht der Porsche mächtig, nur hat der Klassiker in den Jahrzehnten nicht nur an Leistung zugelegt, sondern auch enorm an Gewicht, was sich beim Anbremsen und in den Kehren so auswirkt, dass der gelbe Biposto wie Loctite am Heck klebt und der Fahrer die Aussichtslosigkeit erkennt, den Blinker setzt und freundlich winkend Platz macht!

Und ehrlich, daran ist nichts peinlich, denn wenn man den Blinker setzt, dann für einen gelben Abarth 596 Biposto Record!

Teil 2 und Testbericht folgen

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7 Kommentare

  • Colin Chapman sagt:

    Der Biposto wiegt trocken – also ohne jegliche Flüssigkeit – 997kg, darum kann man davon ausgehen, dass der Biposto bevor Du einsteigst und insofern es ein full optional Modell ist, auf 1020kg kommt. Das „Billigste“ Modell kommt dann auf 1035kg, was immerhin 75kg bis 90kg weniger als ein normalen 500 Abarth sind.
    Es bleibt ein echtes Spezialfahrzeug, etwas einzigartiges, aber abarthisticherweise muss ich trozdem sagen, dass auf sehr kurvenreichen Strassen mit kurzen Geraden ein gut getunter IHI besser ist als ein 1446 welcher mehr power im oberen Bereich hat aber im Keller etwas Mühe hat. Es kommt wirklich auf die Strasse an, und dies gilt auch für die 18″ gegenüber den 17″.
    Grüsse aus den Alpen 🙂

  • Grazie Colin für deinen Fachkommentar. Ich behandle die technischen Fragen in einem seperaten Blogpost als Fahrbericht und hole mir gerade alle offiziellen Daten von Abarth
    Ich bin vor kurzem wieder einen Competizione mit 180PS gefahren, und du hast recht, der Unterschied ist nicht gravierend. Insbesondere beim Ansprechen hat der Competizione sogar Vorteile, der Biposto dann beim Ausdrehen, wobei man dann sehr schnell am Limit ist. Der größere Turbo bringt oben was, je kurvenreicher allerdings die Straße, desto geringer der Vorteil. Zu den Felgen: Haben die 18″ einen anderen Abrollumfang als die 17″ Räder?

    • Colin Chapman sagt:

      Du hast auch Recht betreffend Differenz Competizione 180 vs. Biposto (beide mit gleichem 1446 Turbo), ich sprach jedoch über die Differenz zwischen dem (ab Heute) alten getunten 160cv mit IHI Turbolader vs. Biposto. Es kommt wirklich auf die Strasse an.
      Abrollumfang:
      Biposto: 215/35R18 = 1909.15mm
      500 Abarth: 205/40R17 = 1871.76mm

  • Jürgen sagt:

    Liest sich nach mächtig Spaß und einem tollen WE.
    Schöner Artikel Christoph, aber nichts anderes ist man von dir gewohnt.

    LG

  • Ein tolles und sehr intensives Wochenende! Rund 1000km im Biposto, viele Höhenmeter gemacht! Danke für den Kommentar und das Lesen der Artikel! Wir machen das aus Passion!

  • Kurt sagt:

    Christoph, ich bin rechts gesessen beim Lesen … Bitte schnell mehr … Saluti aus Griechenland … Werde deine Tour nachfahren mit 184 britischbayrischfranzösischen PS …

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